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Home | Rund um Wien | NÖ Maria Dreieichen

Die Wallfahrtskirche Maria Dreieichen

Lage, Gründungslegende, Geschichte Teil 1 , Kirche, Geschichte Teil 2 , Kreuzweg, Graselhöhle

Lage

Auf der Höhe des Manhartsberges liegt mitten im Wald Maria Dreieichen mit der Pfarr- und Wallfahrtskirche "Zur Schmerzhaften Muttergottes".

Von Osten kommend, führt die Straße sanft hinab zu dem Pilgerort, sie ist gesäumt mit entzückend kleinen Verkaufsläden für Devotionalien und Andenken sowie mit Gasthäusern mit Schanigärten.
Apropos leibliches Wohl: Wer gerne picknickt findet auf der Wiese neben der Kirche unter den Bäumen einen Tisch und Bänke vor. Im Sommer ist es dort schön schattig, allerdings muss man sich dort vor eventuellen Wespenattacken schützen. Eine Toilette befindet sich gleich gegenüber der Kirche neben Parkplatz, wo auch ein Übersichtsplan die Wander- und Mountainbike-Routen der Umgebung zeigt.

Wallfahrtskirche Maria Dreieichen 
"Zur Schmerzhaften Muttergottes"

 

Die Gründungslegende

Wir schreiben das Jahr 1656. Ein frommer Kürschnermeister besaß ein Gnadenbild der ,Schmerzhaften Mutter Gottes'. Es war aus Wachs und hatte in seinem Haus einen besonderen Ehrenplatz. Als er schwer krank wurde, suchte er Zuflucht bei diesem Gnadenbild. Nach seiner Genesung wurde er durch wiederholte Träume veranlasst, das Bild an einer dreifachen Eiche am Molderberg aufzustellen. Bald schon entstand ein Ort der Andacht, der den Menschen dieser Gegend viel bedeutete.

Aber kaum 20 Jahre später brannte die Eiche mit dem Vesperbild nieder. Als die angekohlte Eiche wieder zu grünen begann, nahm man dieses Wunder als Zeichen und Auftrag: Man ließ eine Gnadenstatue aus Lindenholz schnitzen und, durch ein Dach geschützt, an der Eiche befestigen.

Gnadenfigur am Hochaltar

Schnell lebte die Wallfahrt wieder auf. Um das kleine Heiligtum wurde eine einfache Holzkapelle errichtet. Spontanheilungen und Legenden machten Maria Dreieichen bald zu einem Wallfahrtsmittelpunkt in dieser Gegend. Graf Hoyos, der reichste Grundherr der Gegend, baute eine Einsiedlerzelle für einen Kapuziner aus Scheibbs, der die Pflege des Heiligtums übernahm. 1740 kamen bereits 40 000 Wallfahrer!

Maria Dreieichen in der Barockzeit

Der Pilgeraufschwung in Maria Dreieichen kam jedenfalls dem nahe gelegenen Stift Altenburg gerade recht: Im Jahre 1743 waren in Altenburg die Bibliothek fertiggestellt und damit die große Barockisierung abgeschlossen worden. Ein nahe gelegener Pilgerort konnte das Stift nur noch attraktiver machen. Und Spenden der Pilger waren sehr, sehr erwünscht! 

So begann der Altenburger Abt Much 1744 mit dem Bau einer großen Wallfahrtskirche in Maria Dreieichen. Die Kirche Maria Dreieichen ist de facto eine kleine Kopie der Stiftskirche von Altenburg. Der Abt holte sich für die Arbeiten die großen Architekten J. Munggenast und Paul Troger. 1780 war die Kirche in Maria Dreieichen fertiggestellt.

Stiftskirche  Altenburg

 

Kirche Maria Dreieichen: Fassade, Kircheninneres

Kirchenbesichtigung

Wenn man so berühmte Namen hört, ist die Vorfreude auf große Kunstwerke im Inneren der Kirche groß, doch vorher werfen wir noch ein Blick auf die Hauptfassade, die sich majestätisch präsentiert. Halbkreisförmig angeordnete Stufen führen zum Kirchenportal hinauf. Oberhalb dieses Portals ist eine Sonnenuhr angebracht, ein Stockwerk darüber zeigt sich die Gründungslegende in Form eines Reliefs.
Wenn man in das Kircheninnere eintritt, wird man von einem riesigen, hellen Raum umfangen.

Der Hochaltar wurde 1768 geschaffen. Ganz oben in der Mitte thront die Dreifaltigkeit. Unten steht in einem Glasschrein die so ernste und doch so innige Gnadenstatue: Die Schmerzhafte Mutter, die ihren toten Sohn im Schoße hält. Das Altarblatt wird gebildet von einer stilisierten, reich verzweigten Eiche mit Blättern. Dass hier im Waldviertel Eichen verehrt werden, davon zeugen Namen wie Hoheneich ud Breiteneich. Bei unserer Rundreise wird dieser Baum spätestens wieder in der Stiftskirche Zwettl in den Vordergrund treten, denn auch dort liegt der Gründungslegende eine Eiche zugrunde.

Hochaltar

 

Scheuen Sie sich nicht, hinter den Vorhang seitlich des Altars zu treten. Dort sehen Sie nämlich die "originale" Reliquie am "originalen" Standort: an der Rückseite des Altares, hinter einer Holztür mit Sichtgitter, steht die alte, verehrte Eiche.

Und gegenüber dieser Tür befindet sich hinter einem Eisengitter die "Schatzkammer" - ausgestattet mit Devotionalien. Man hat nämlich beim barocken Neubau die alte Steinkapelle stehen gelassen und später in die Kirche integriert. Sie bildet heute den Bereich Hochaltar/Schatzkammer.

Altarrückseite: Eichenstamm, Schatzkammer

Kuppelfresko

Einer der künstlerischen Höhepunkte der Kirche ist sicherlich das Kuppelfresko: Es ist das letzte erhaltene und reifste Fresko Paul Trogers, entstanden 1750. Die Kuppel stellt die "Himmlische Glorie" dar. Im Mittelpunkt sehen wir die Heilige Dreifaltigkeit. Der Gottessohn geht seiner Mutter Maria entgegen. Sie ist umgeben von Engeln, welche die Leidenswerkzeuge Christi tragen.  So wird sichtbar gemacht, was der Menschensohn alles leiden musste, um in die Herrlichkeit einzugehen.

Auf dieses zentrale Geschehen hingeordnet sind die verschiedenen Gruppen der Heiligen aus dem Alten und Neuen Testament. So bringt die Kuppel den unbeschreiblichen Jubel des ganzen Himmels über die Schmerzensmutter Maria zum Ausdruck, die in allem Leid Siegerin geblieben ist.

Kuppelfresko von Paul Troger


Orgel

Bemerkenswert sind auch die Fresken oberhalb der Orgel von Johann Wenzel Bergl, der auch in Schönbrunn gearbeitet hat. Die Orgel stammt vom gleichen Orgelbauer, der auch die Orgel von Stift Altenburg hergestellt hat. Wenn man bedenkt, dass Altenburg für seine Orgelkonzerte sehr berühmt ist, kann man annehmen, dass auch hier die Qualität sehr gut sein muss. Die meisten anderen Fresken stammen von Troger-Schülern.

Eine weitere Devotionalienkapelle befindet sich vorne beim Kircheneingang. Auch auf die Gruppe der Ordensgründer der drei Waldviertler Stifte trifft man: Heiliger Benedikt für Stift Altenburg, flankiert vom Heiligen Norbert für Stift Geras und dem Heiligen Bernhard für Stift Zwettl. In den Querarmen stehen hochbarocke Altäre aus der Radetzkykapelle des Schlosses Wetzdorf.

Orgelempore

Wallfahrt während der Aufklärung

Als die Kirche vollendet war, wurde ein neues Kapitel der Geschichte aufgeschlagen. Mit dem neuen Regenten Kaiser Joseph II. (Regierungszeit 1780 - 1790) begann ein Zeitalter der Reformen. In seiner Vernunftreligion war für die Wallfahrt kein Platz.

1782 wurde die Einsiedlergemeinschaft aufgehoben, 1783 kam das Wallfahrtsverbot. Nicht nur das: Alle Wallfahrtskirchen, die nicht zugleich Pfarrkirchen waren, sperrte man zu, der Gottesdienst wurde eingestellt, das Kircheninventar in Listen verzeichnet und meist eingezogen.

Devotionalienkapelle beim Kircheneingang

Aber Maria Dreieichen wusste sich zu helfen. Die nahegelegene Pfarre Mold, die bis dahin Horn zugewiesen war, wurde aufgelöst und nun Maria Dreieichen zugeordnet. Der Pfarrer übersiedelte also von Mold nach Maria Dreieichen. Für das Volk änderte sich wenig, es kümmerte sich nicht um das Wallfahrtsverbot und kam weiterhin eifrig zur Schmerzhaften Mutter Gottes.

 

Sowohl im 1. als auch im 2. Weltkrieg musste Maria Dreieichen Glocken für Kriegszwecke abliefern. Als Maria Dreieichen am Pfingstsonntag 1946 neue Glocken erhielt, war das die erste Glockenweihe Niederösterreichs nach dem Krieg. Das Ereignis wurde im Rahmen einer Dankwallfahrt der Kriegsheimkehrer des Waldviertels gefeiert, an der auch Bundeskanzler Leopold Figl teilnahm.

Das Jubiläum von 1956 (Gründungslegende 1656) brachte die Erhebung der Gnadenkirche zur Basilika durch Papst Pius XII. Zum Jubiläum von 1980 (300 Jahre Gnadenstatue) wurde das Geläute durch zwei neue Glocken auf ein Salve-Regina-Geläute ergänzt.

1980: Ernennung zur Basilika

Der Kreuzweg

Zur Kirche gehört auch der Kreuzweg. Der asphaltierte Weg der Stationen beginnt seitlich der Kirche und ist gut ausgeschildert. Er führt in den Wald hinein und endet bei der Bründlkapelle.

Kreuzwegstation

Kreuzweg

Bründlkapelle (Vorderseite)

Bründlkapelle (Rückseite)

 

Die Graselhöhle

Gleich daneben liegt die Graselhöhle, auch "Gasellukn" genannt. Hier hat der legendäre Räuberhauptmann Grasel angeblich gewohnt oder wenigstens für einige Tage Unterschlupf gefunden. 

Johann Georg Grasel, 1791 bei Znaim geboren, machte Anfang des 19. Jahrhundert gemeinsam mit einigen Raubgesellen das Waldviertel unsicher. Die meisten seiner Taten verübte der Bösewicht zwischen 1811 und 1815. In diesem Jahr wurde er verhaftet und drei Jahre später in Wien öffentlich hingerichtet. Noch zu Lebzeiten war er zur "Kultfigur" geworden. Er fungierte in Zeiten großer Not als eine Art Waldviertler Robin-Hood-Figur. Seinen Verfolgern konnte er oftmals entweichen, nicht zuletzt deshalb, weil er sich an vielen Orten versteckt hatte.

Die Graselhöhle zu erkunden bleibt Ihnen vorbehalten. Ich bin in das finstere Loch nicht hineingestiegen.

Einstieg in die Graselhöhle

März 2006
Quellen: Kirchenführer Maria Dreieichen; Knaurs Kunst- und Kulturführer;
Das Waldviertel, Falter Verlag; Dehio Niederösterreich