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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Gruppe 40 | ABC | Nr. 8, Prof. Pauser

Ehrengräber Gruppe 40
Zentralfriedhof

Prof. Sergius Pauser
Maler, 1896 - 1970

Prof. Sergius Pauser
Maler, 1896 - 1970

Zentralfriedhof, Gruppe 40, Nr. 8

kleiner sarkophargartig bossierter Stein auf vier Stelzenpfeilern

 

Sergius Pauser wurde 1896 in Wien geboren. Dann übersiedelte er mit seinen Eltern nach Waidhofen an der Ybbs und ging nach der Kriegsmatura und dem Kriegsdienst an die Akademie in München.

1927 wurde er in die Wiener Secession aufgenommen und erzielte auf Ausstellungen bald internationale Erfolge.

1943 übernahm er als ordentlicher Professor eine Meisterklasse an der Akademie der bildenden Künste in Wien und wurde zur bestimmenden Persönlichkeit für Generationen von jungen Malern.

   
Pauser, der von sehr nobler Erscheinung war, hinterließ ein umfangreiches Werk, das rund 700 Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen umfaßt, darunter Porträts (u. a. Dr. Hans Rizzi, Karl Seitz), Stilleben und Landschaften. Der Maler starb in Klosterneuburg.

Das Staatsvertragsgemälde
Der erste Kunstskandal der 2. Republik (Teil 1)


Raab: "Faahrts aa mit dem Dreck - des moit da Fuchs"

Staatsvertragsgemälde (Ölstudie) von Sergius Pauser

Auftrag an Sergius Pauser die historische Szene festzuhalten

 

Noch während der Staatsvertragsunterzeichnung im Marmorsaal des Oberen Belvedere (15.5.1955) wurde der Grundstein für einen Kunstskandal gelegt, der jahrelang die heimische Presse beschäftigte.

Unter den vielen Reportern im Marmorsaal saß auch der Akademieprofessor Sergius Pauser, um im Auftrag des Unterrichtsministeriums den für die Zweite Republik so denkwürdigen Moment festzuhalten.

Noch am selben Abend begann Pauser eine größere Ölstudie, die später zwar das Gefallen des Auftraggebers, Unterrichtsminister Heinrich Drimmel, nicht aber das des Bundeskanzlers, Julius Raab, erregte.

Der Bundeskanzler soll sogar ausgerufen haben: "Faahrts aa mit dem Dreck - des moit da Fuchs", gemeint war Robert Fuchs , den Raab wegen seiner naturgetreuen Malweise besonders hoch schätzte.

 

Raab entzieht Pauser den Auftrag

Eigenmächtig entzog Raab Pauser den Auftrag und so kam sein "Leibmaler" Fuchs zur Ehre, den historischen Moment festzuhalten, ohne dass dieser selbst dem Staatsakt beigewohnt hat.

Die Vorgehensweise von Raab löste in Künstlerkreisen eine Welle der Empörung aus.

Vor allem wurde die Kompetenz der österreichischen Staatsführung in künstlerischen Fragen öffentlich angezweifelt und die fotografisch genaue Malweise von Robert Fuchs - "weil altmodisch" abgelehnt.

Auch der finanzielle Aspekt wurde kritisiert: " Eine Farbfotografie wäre billiger zu haben, zudem der 'Leib-Portraitist' mehrerer Regierungsmitglieder den Staatsakt ohnedies nach Photographien malen müsse!" (Fuchs bekam umgerechnet 50 000 €).

 
   

Pausers Staatsvertragsbildskizze hingegen wurde in mehreren Beiträgen positiv hervorgehoben, da sie nicht in Konkurrenz zur Photographie stehe und weniger die bei diesem historischen Akt mitwirkenden Persönlichkeiten als die Atmosphäre wiedergeben will.

Unterzeichnung im Blitzlichtgewitter: Auf Grund des ständigen Wechsels von Kunst- und Tageslicht hatte Pauser zwei Pastellskizzen angefertigt: links im Blitzlicht, rechts im Tageslicht.
(angekauft von der Albertina)

neues Staatsvertragsgemälde von Robert Fuchs

Die öffentliche Diskussion rund um die Auftragsvergabe des Staatsvertragsgemäldes hatte 1956, kurz vor Robert Fuchs' 60. Geburtstag begonnen und hielt bis zu seinem Tode (1981) und darüber hinaus an.

Der gleichaltrige, viel früher verstorbene Pauser (1970) wurde bald nicht mehr mit dem Staatsauftrag in Verbindung gebracht.

Aber Robert Fuchs kritisierte man zeitlebens - vor allem zu runden Geburtstagen - wegen der Art der Auftragsvergabe (Freunderlwirtschaft) und der konservativen Ausführung des Staatsvertragsgemäldes.

Link: Robert Fuchs, Ehrengrab

Staatsvertragsgemälde, Robert Fuchs
 

Ankauf des abgelehnten Gemäldes von Pauser

Die vom Bundeskanzler abgelehnte Ölstudie von Sergius Pauser wurde doch noch 1956 vom Unterrichtsministerium angekauft. Wesentlich billiger übrigens: umgerechnet 5000 €.

Sie hängt - nach einigen Zwischenstationen - nun im Marmorecksalon des Bundeskanzleramtes, gemeinsam mit dem "Original" von Robert Fuchs.

Im gleichen Raum befindet sich in einer Vitrine eine Kopie der Unterschriftenseite des Staatsvertrages (das Original liegt in Moskau).

 
Ölskizze von Pauser im Bundeskanzleramt, Marmorecksalon
Staatsvertragsgemälde von Robert Fuchs, Bundeskanzleramt, Marmorecksalon
Nachtrag: Angeblich soll Sergius Pauser erst viel später, zufällig, durch Heimito von Doderers Schwester, Astri Stummer-Doderer, von Raabs vernichtendem Urteil erfahren haben.

Link: Robert Fuchs, Der erste Kunstskandal der 2. Republik (Teil 2)

Lageplan Grabstätte

Gruppe 40
Nr. 8

Quelle: Ausstellung Österreichische Galerie Belvedere: "Das Neue Österreich", Böhlau Verlag, 2005