4. 11. 44 (Auszug)
Liebste Tante Reserl und Ly!
Recht schönen Dank für die lieben Zeilen. Ich
bin schon einige Zeit in Mlawa (Milani) und bleiben solange,
bis uns der Iwan rausschmeißt. Er hat es aber gar nicht
leicht, dagegen schwere blutige Verluste. Vorm Russen habt keine Angst, im Winter könntet ihr
sowieso nicht weiter weg flüchten, soweit kommt's überhaupt
nicht.
In Kürze muss nach meiner Anschauung etwas kommen,
das wir uns nicht vorstellen können, einer sintflutähnlichen
Massenvernichtung, die den Krieg vielleicht entscheiden,
aber nicht gleich beenden wird.
Jedenfalls glaub ich an eine ähnliche Erlösung
aus unserer Zwangslage. Hab auch noch nie gezweifelt, dass
wir den Krieg gewinnen werden.
Bleibt gesund und seid herzlich gegrüßt und geküsst
Euer Onkel Peperl 22. 11. 44 (Auszug) Liebe Reserl, Ly und Loise! Zunächst herzlichen Dank für eure Briefe. Wegen
der jetzigen Lage macht euch nicht zu viel Kopfzerbrechen.
Ihr könnt ja sowieso nichts ändern, höchstens
wir, und das kommt noch. Wir hatten drei Wochen nichts als Regen und einen fürchterlichen
Dreck, so dass jeden Tag ein paar darin stecken blieben,
mit den Autos. Jetzt ist's gefroren und gut! Es soll 3 % Urlaub geben. Offiziell ist noch nichts bekannt.
Da komme ich gerade zum Kriegsende dran. Macht auch nichts,
wenn ich dann nicht mehr hinaus muss. Lange dauert's ja so
nicht mehr. Christerl ist herzig und fast auf den Beinen, sehr lebhaft
und brav ganz wie der Papa. Mein Gott, ich freu mich schon
auf daheim, auf euch alle, auf einen Dauerfrieden für
unser noch kurzes bescheidenes Leben. viel erhoffe ich mir
ja nicht mehr, meine Existenz wird ziemlich kaputt sein,
aber das ist mir ganz egal.
Seid recht herzlich gegrüßt und geküsst Euer
Peperl |