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Alfred Frey 1910 - 1944

Alfred, Gerhard, Theresia Frey
Bild: 70. Geburtstag Franziska Knell, 1939

Briefe von der Front

Alfred Frey
... fiel für Führer und Heimat. In tiefer stolzer Trauer ...

Ich habe meinen Großvater nie kennengelernt. Er starb 1944 in Polen. Erschossen von einem Partisanen. Dafür, dass im Naziregime ein Menschenleben nicht viel galt, bin ich erstaunt darüber, wie gut man die Beerdigung, das Grab und die Heldenehrung fotografisch für die Angehörigen dokumentiert hat.

Als Kind hörte ich seine Witwe (meine Omi) immer sagen: "Wenn er heimgekommen wäre, würde alles anders sein." Damals war ich sogar froh, dass es so war, dachte ich doch: Wäre mein Opa zurückgekommen aus dem Krieg, wären wir in Hollabrunn geblieben, dann hätte meine Mutter nie meinen Vater kennengelernt. Ich wäre nicht geboren worden .....

Erst durch die Briefe wurde mir bewußt, welch große Liebesgeschichte meine Großeltern miteinander verband. Gleichzeitig kam mir mein Großvater auf einmal sehr nahe, wurde "lebendig" (von ihm wurde nie viel gesprochen, vielleicht, weil es zu schmerzhaft für alle war) und ich bin jetzt sehr, sehr traurig, dass er hat sterben müssen.

Grabstätte in Polen
 
Heimatschein, Sonnberg, 1. April 1938

Mein Großvater war Gendarm. Geboren in Rohrbach, war seine Dienststelle in Sonnberg. Mit dem Hitlerregime wurde er in die Schutzpolizei (Schupo) übernommen, diente im Pol. Reg. 25 als Funker, und starb in am 4. Juni 1944 in Polen, Krasnystaw.

Er befand sich im 35. Lebensjahr, die Geburt seines dritten Kindes hatte er noch schriftlich erfahren dürfen und seinen Namen mit Rüdiger-Hartwig festgelegt. Gesehen hat er ihn nicht mehr.

Meiner Omi hat man seinen Tod gar nicht gleich mitgeteilt, denn ihr Baby war erst wenige Monate alt und brauchte unbedingt die Muttermilch, die dann bei der Todesnachricht auch augenblicklich versiegte. Omi erzählte mir: "Von einem Tag auf den anderen war die Milch weg. Das kann man sich gar nicht vorstellen!"

 
Alfred als Funker in Polen
Begräbnis Alfred Frey in Polen
Begräbnis Alfred Frey in Polen

Alfreds Briefe von der Front

Mein liebes Weibi! Heute Deinen lieben Brief Nr. 18 erhalten...(7. Mai 1943)

Im Nachlass meiner Omi befanden sich mehrere Briefes ihres Mannes, die er von der Front geschrieben hatte.

Genaugenommen war er in Polen hinter der Front eingesetzt gewesen, hatte dort einen fixen Dienststandort. Zitat: " 4 ½ Jahre sitze ich schon in diesem Kaff und wie lange werde ich es noch?". Meine Großmutter hatte auch die Gelegenheit, ihn in Polen für einige Wochen lang zu besuchen.

Die Briefe beginnen fast immer mit "Mein Weibi!" und enden mit "sei recht herzlich und innig gegrüßt und geküsst von Deinem dich liebenden Zigeuner Fredl" und "Viele Grüße und Küsse an unsere lieben Kinder" und "Grüße an alle".

 
Omi beim Brief schreiben (Theresia Frey)
   
 

 

  Die Liebe

Da denke ich gerade an Kiblitz, kannst Dich noch erinnern, wie wir zusammen am Kirchweihfest dort waren und dann in den Wald gefahren sind?

Hätte ich mir dort träumen lassen, dass Du einmal meine Frau wirst? Weibi, dort hätte ich schon eine solche Sehnsucht nach Deinen Küssen gehabt, ich war zu schüchtern dazu.

Gelt, und dann ist so eine Zeit gekommen, wo wir uns nicht gesehen oder überhaupt an diese Zeit gedacht hatten. Bis wir uns endlich nach langen Jahren wieder trafen, sahen wir alles ganz anders.

Nun kam der Kampf, welchen wir mit Liebe und den Glauben an unser gegenseitiges Vertrauen für unsere Zukunft mit einem Sieg für uns entschieden wurde.

Lange währte es aber nicht. Nach kurzem Beisammensein kam wieder eine Trennung, dieses ist eine bittere und vollendet heuer das vierte Jahr.

Alfred und Theresia, Hochzeit 1938
 
Muttertag

1942

Nun ist es schon der 5. Muttertag, dass ich dir danken muss für unsere lieben Kinder. Weibi, zwei Muttertage war ich bei dir, die anderen fern von der Heimat.

Der erste war in Sonnberg. Es war schön und Du hattest große Freude als Gerhard und ich die ersten Feldblumen Dir brachten. Weibi, es war der schönste Tag für Gerhard und mich, denn die Freude, welche Du mit den einfachen Feldblumen hattest, leuchtete Dir aus Deinen Augen. 1939 war er auch sehr schön und du warst voller Hoffnung mir ein zweites Kind zu schenken.

Weibi, ich war stolz auf dich (was ich auch heute bin) und den Muttertag von 40, 41, und auch den von 42 kann ich nicht mit den Kindern und Dir verbringen.

Ja Weibi, es ist ein großes Glück Kinder zu haben, denn dieses ist das einzige was euch niemand auf der Welt streitig machen kann. Weibi ich danke dir an diesem Tag für unsere beiden Lieblinge und das Glück was Du mir dadurch gemacht hast.

Gerhard *1937, Brunhilde *1939

1944

Weibi, hoffentlich bringt uns dieses Jahr eine Entscheidung. Gott gebe es. Weißt, man kann schon verzweifeln wie alles ist, und doch dürfen wir es nicht, es ist ja unsere Heimat, die was alles unser wertvollstes Gut birgt.

Wir können und dürfen nicht weg von hier und mag es noch so hart sein für alle. Weibi, gerne wäre ich zu Hause bei dir und den Kindern, dir helfen mit den Kindern spielen, wie schön wäre es. Hier hat man nichts.

4 ½ Jahre sitze ich schon in diesem Kaff und wie lange werde ich es noch? Weibi, wird der Krieg aus sein, dann kommt ihr im Sommer zu mir, im Herbst geht es dann wieder nach Hause.

Wünsche dir zum Muttertag alles Gute, bleibe uns gesund und die Kinder sollen dir recht viel Freude machen und dass der Krieg bald zu Ende wird, damit ich bei dir und dir überall behilflich sein kann.

 
Kinderglück

- Weibi, hab recht herzlichen Dank für unseren ersten Jungen Gerhard, der hat bald seinen Geburtstag, am 15. Weibi, ich danke dir recht herzlich für ihn, er ist und wird unser Stolz bleiben der kleine Lauser.

- Weibi, ich freue mich ja so, dass ich ein solches Weibi gefunden hab, die so auf die Kinder schaut. Wenn sie uns nur gesund erhalten bleiben. Gott gebe es, gelt. Sie sind ja doch mit Dir mein höchstes Gut und würde mich schwer treffen, wenn ich eines von Euch Dreien missen müsste.

- Weibi, schau mir auf Dich und die Kinder, damit ihr gesund bleibt. Wache mir über sie. Weibi, weißt, so wie ich dich liebe, sollen dich auch immer unsere Kinder lieben. Meine größte Freude ist Dich und die Kinder glücklich, gesund und freudig zu sehen, darum mein liebes Weibe habe ich alles was ich hier auf der Welt verlange, denn dann bin auch ich glücklich und zufrieden.

- Weibi, auch ich strebe nicht nach Reichtümern. Mein ganzes was ich erstreben will, ist für Dich und unsere Kinder ein eigenes Heim, wo ich Dich als mein Kleinod hüten kann und niemand etwas zu sagen hat als Du und ich.

Theresia mit Gerhard
 

- Die Kinder werden wir soweit es in unseren Kräften ist unterstützen, damit sie tüchtig in ihrem Beruf und glücklich mit ihrer Familie werden. Weibi, dann können wir noch von dem Glück unserer Kinder zehren.

- Weibi, mag diese Trennung und der Kampf zum Sieg noch so schwer sein, eine Freude habe ich ja doch in meinem Herzen. Unsere Kinder, das teuerste und unser wertvollstes Gut an den wir beide mit Hingabe und aller Kraft unseres Lebens hängen, befindet sich bei Dir in guter und treuer Obhut.
Es kann nur einer haben, der auf seine Liebe auf die Kameradin seines Lebens vertrauen kann, denn diese wird auch das höchste Gut ihrer Liebe bewahren.

Gerhard und Brunhilde
 
Festtage

Ostern 44

Liebe Kinder, der Osterhaste hat jetzt nicht mehr viel, da schon lange Krieg ist und Papa nicht bei euch sein kann. Ist der Krieg einmal aus, dann werde ich auch nach Hause kommen.

Diese Zeit werde ich auch noch erwarten, so lange als ich jetzt schon fort bin, kann es doch nicht mehr dauern. Gelt Kinder, dann fangen wir uns einen schönen Osterhasen mit recht viel Eier, Küken, Zuckerln und mit anderen vielen Sachen. Nun liebe Kinder, seid recht schön brav und folgt Mutti. Es grüßt und küsst euch recht herzlich euer Papa

Pfingsten 43

Wie habt ihr Pfingsten verbracht? Sonntag hatte ich Dienst und Montag, da war es sehr schön. Habe auch mein Heimweh etwas beruhigt, nämlich um fünf Uhr bin ich schon mit dem Gewehr fort zu einem Teich, habe vier Wasserhühner, zwei Enten und eine Schnepfe geschossen.

Bekommen habe ich nur ein Wasserhuhn, alles andere ist ins Schilf gefallen und war nicht mehr zu finden. Hatte mit einem Kahn gesucht, konnte aber im Schilf nicht weiter, weil es zu dicht war.

Theresia, Gerhard, Brunhilde
 

Sylvester 41

Nun ist es bald 24 Uhr und das Neue Jahr hält Einzug. Du wirst schon schlafen oder feierst noch Sylvester. Ich weiß nicht, was Du machst.... Na mach es Dir nur gemütlich. Wie glücklich sind da die Kinder, die schlafen vom Alten ins Neue Jahr und wissen nicht, was es bedeutet. Vielleicht ist der Husten schon besser, ich wünsche unseren zwei Pinkerln, dass sie recht gut und gesund ins Neue Jahr schlafen und dass du nicht oft aufstehen musst wegen den Kindern. Na, wenn der Husten schon besser ist, schlafen unsere lieben Pinkerln schon durch.

Dir mein liebes Weibi wünsche ich auch noch alles Gute zur Jahreswende und bleibe mir gesund und treu. Weibi, dies wird mein ewiger Wunsch zu Weihnacht und auch zu Sylvester sein, denn dies ist mein Glück was ich habe. Sonst bin ich zufrieden und an diesem Glück und Frieden sollen unsere lieben Kinder groß werden, sie sollen so werden wie wir glücklich sind in unserer Liebe.

Theresia, Gerhard, Brunhilde
 
Treue

Weibi, wie leicht hätte ich es hier einen Ersatz für dich zu finden. Mühe bräuchte ich mir gar nicht geben, denn durch andere ist mir schon oft gesagt worden, ich solle dort und dort in dieser Zeit hinkommen.

Oft dachte ich mir, heute gehst du hin und am Weg bist du mir immer mit den Kindern begegnet. Weibi, ich kann dir gar nicht schreiben, wie elend mir da zumute war - Dich an einer anderen zu verraten!

Und ich bin sehr, sehr dankbar, dass mir dieses Bild immer begegnet ist, denn ich hab dich ja nur aus Liebe geheiratet und da will ich nicht meine Liebe zu dir verraten. Ich suche da Ablenkung mit allerhand Zeitvertreib.

Leider wird das Jagen für mich eine Leidenschaft werden, denn da finde ich meine schönste Ruhe in der Natur.

Theresia, Gerhard, Brunhilde
 
  Eifersucht

Weibi, was hattest du nur wie ich im Urlaub war? Ich hab dich öfter beobachtet als du es nicht merktest, da warst du mit deinen Gedanken ganz abwesend, ja manchmal schien es, als ob dir alles zu eng sein würde. Manchmal schien es mir so, als wenn du sagen wolltest: Geh mit den Kindern fort, ich will allein sein.

Weißt, ich wollte es dir schon sagen, aber dann dachte ich mir, ich tu dir Unrecht und das wollte ich nicht, da ich ja nur einige Tage bei dir bin. Weibi, es kann auch sein, dass ich unrecht habe.

Liebling, aber du siehst wie sehr ich an dir hänge und weshalb ich auch so misstraurisch bin, denn du solltest nur für mich und die Kinder dasein.

Theresia
 
Heimweh

- Weibi, ich habe mir ein Fahrrad gekauft und bin gestern damit einmal ins Freie, so ca. 3 km von der Stadt weg gefahren, da ist ein Teich.

Du wirst ihn vielleicht kennen, neben der Straße nach Isbiza. Dort setzte ich mich auf den Abhang und habe an dich und die Kinder gedacht, wie mir zumute war, kannst Dir vielleicht denken. Was hilft das alles, es ändert sich nichts an der Wahrheit.

Krieg ist nicht Frieden, und so riss ich mich von den Gedanken los und betrachtete die Natur. Die Fische sprangen im Wasser und die Enten schwammen mit ihren Jungen vergnügt umher und suchten etwas für ihren Magen. Diese Ruhe hatte ich mit vollen Zügen genossen, es ist nur schade gewesen, das es so schnell Abend wurde.

Jetzt möchte ich mit Dir und den Kindern so durch den heimatlichen Wald wandern. Wie schön sind doch unsere Wälder und Berge. Kein Vergleich mit hier, alles kommt einen so traut und heimatlich vor, von diesen oder jenen Hügel sieht man weit in das Land, kennt Berge, Städte und Dörfer. Auch den Wald, wo man mit seiner Liebe zum ersten Mal gewandert ist.

Alfred in Sonnberg
 

- Weibi, ich weiß nicht, wie mir ist, ich habe jetzt immer das Bedürfnis dir zu schreiben. Ist ein Brief fertig und verschlossen, so könnte ich dir schon wieder schreiben.

Sag, kannst du mir das erklären? Ich habe dir schon einmal sehr oft geschrieben, aber diesmal könnte ich einen ganzen Tag schreiben und würde es mich nicht irre werden dabei.

Ich schreibe dir jetzt sehr oft und werde manchen Tag zwei Briefe schreiben.

Alfreds Wohnhaus in Hollabrunn
 

- Weibi, ich hatte wieder einmal eine schwere Krankheit, wo mich alles verdrossen hat, sogar das Schreiben. Weinen, das wäre mir das Liebste gewesen.

Jetzt bin ich doch schon einige Jahre fort und bin es schon gewöhnt, aber Heimweh hatte ich noch nicht so stark wie dieses Mal und noch bin ich nicht über den Berg.

Weibi, ich kann Dir gar nicht schreiben, wie mir zumute ist. Alles ist wund, ich sehne mich so nach ein wenig Liebe von Dir und von den Kindern. Was soll ich hier machen?

Im Lazarett war eine Schwester, die war sehr gut, ruhig, und doch lustig hat sie mir so wohl getan, mit ihrem Humor, aber was ist das alles auf eine große Wunde. Heimweh ist wohl die schwerste Krankheit.

- Jetzt zieht es mich immer mehr zum Jagen, ich könnte jede freie Stunde gehen. Es gibt nichts Schöneres als in der Natur zu sein. Da vergisst man so viel und mancher Schmerz wird da durch die Schönheiten der Natur leichter zu ertragen.

Alfred als Gendarm in Sonnberg
 
 

- Weißt, heute habe ich einmal wieder eine ganz große Stimmung, wenn es etwas nützen würde, so würde ich mich betrinken. Diese Freude erleben sie aber bei mir nicht. Da müsste ich Dich und die Kinder nicht haben.

- Ja Weibi, mir wäre es auch lieber, wenn wir beisammen sein könnten. Es nützt alles nichts, wir müssen schon durchhalten.

Urlaub

- Weibi, ja richtig: wegen meine Ski ..? mir, ich denke alle Tage nach, wo die sein können, ich kann mich aber gar nicht erinnern, wo ich sie hingegeben habe. Verschenkt haben wir sie nicht, sonst würden die Stöcke nicht hier und in Sonnberg können sie auch nicht sein, denn die Stöcke waren mit den Skiern zusammen.

Wenn ich im Urlaub komme müssen wir mitsammen nachdenken, wo sie geblieben sind. Die Bindungen von den Skiern müssten da sein, haben wir sie nicht hergeborgt? Am Boden sind sie nicht, denn da hab ich schon nachgesehen, weil du mich immer gefragt hast, wo meine Ski sind. Na da reden wir dann, wenn ich komme.

Jetzt mach ich einen Spaziergang, da die Sonne so schön warum ist. Vielleicht schreibe ich dir heute noch einen Brief, wenn nicht, dann morgen.

- Weißt, es ist schwer nur einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren. Ich glaube, die wollen uns zwingen, damit wir unsere Familie hernehmen sollen. Die Zeiten sind nicht danach und wäre zu schade um Euch. Es haben ja einige ihre Familie hier, und denke mir, warum soll gerade uns etwas passieren, da müsste es ja den anderen auch so ergehen. Na, darüber sprechen wir ein anderes Mal.

Weibi, weißt, dass ich mir doch manchmal einen Gedanken mache, weil ich geheiratet habe. Da denke ich mir oft, da läuft und läuft man, dass man einen Kameraden fürs Leben findet und bindet dann so ein Dirndl an sich und auf einmal kommt etwas daher, wo man sich ein ganzes Jahr nicht sieht

- Wie der Urlaub früher war, da ging es ja noch, hat man doch öfter seine Lieben gesehen und ist einige Tage glücklich bei Frau und Kind gewesen und hat man die Zeit leichter verschmerzen können.

Jetzt ist es anders. 14 + 2 gibt 16 Tage, also 16 Tage, davon noch 4 zur Fahrt, bleiben 12. Aber in einem Jahr 12 Tage bei Frau und Kind und da soll man noch so dumm sein und der Frau noch ein Kind machen? Die sind wohl nicht ganz hell. Die sollen selber erst schauen, dass sie so ein halbes Dutzend bekommen, denn sie haben mehr Geld und Zeit dazu, als wir arme Schlucker.

Sehe ich in den Kasten nichts ist drinnen als Lumpen und muss jedes Mal flicken, wenn ich was anziehen soll, da lachen sie mich immer aus. Bis zum nächsten Urlaub muss ich aushalten. Jetzt hab ich ein Hemd an, das nicht mehr zum Flicken noch zu etwas anderem zu gebrauchen. Es zerfällt schon ganz.

Theresia mit Kindern
 
Besuch in Krasnystaw

(Brief an den Schwager Alfred, genannt Fredy)


Fredy weißt, es ist nichts immer allein zu sein, man hat so nichts vom Leben und die paar Tage will man doch mit seinen Lieben verbringen. Ich bin zu lange fort und dass ich auch was habe von Reserl und den Kindern, habe ich sie mir alle mitgenommen und bin auch glücklich gelandet hier.

Wir haben es sehr idyllisch. Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche alles in einem. Einen elektrischen Kocher, einige Teller und einige Töpfe. Also mit einem Wort wir haben alles und nichts.

Gerhard schläft in einem Bett, Mutti und Bruni zusammen auf einem breiten Diwan und ich auch allein in einem Bett auf dem Strohsack. Also alle schlafen wir sehr gut. Mutti hat sehr viel Arbeit, die Kinder spielen sich bei mir oder sind zu Hause bei Mutti im Garten, welcher sehr groß ist. Weißt was wir hier genug haben? Flöhe. Die beißen die Kinder sehr stark, es ist eine Plage für die Kinder. Gerhard geht hier in die Schule, ist aber nicht viel wert.

Fredy, es ist wirklich ein Vergnügen gewesen für mich mit meinen Lieben zu reisen. Weißt, Reserl sagt da nichts, sie ist ganz ruhig und befolgt alles so schön, was man ihr sagt und da ist es nicht schwer. Lieber Fredy, jetzt habe ich dir alles geschrieben, was du wissen wolltest. Wir sind gesund und es geht auch meinen Lieben gut.

Papa schreibt Sohn Gerhard
 
Krieg
 

1942

- Es ist nicht gefährlich, aber es gibt hier viele Russen, welche aus dem Gefangenenlager geflüchtet sind und diese treiben sich in der Gegend herum, machen Überfälle und stehlen wie die Raben.
Wir haben in unserem Kreis zwei oder drei Ukrainer, die sind keine Guten oder sonst etwas, sondern ganz gemeine Räuber und Kommunisten. Die helfen diesen Russen, wo sie nur können.
Die schlechtesten Polen sind gute Leute gegen diese Ukrainer. Na, die warten auch so lange, bis der Topf überläuft und wenn dann diese Orte verschwinden, dann ist es wieder ruhig.

- Ja, die Küche bin ich noch nicht los, muss noch diesen Schmarrn machen, hoffentlich bringe ich sie weg. Wenn ihr hier seid, dann wäre es sehr gut, wenn ich die Küche hätte, denn da würden wir nicht erst bitten und fragen müssen, ob wir dieses und jenes haben können. Da wird es genommen, wenn es da ist, ein Zettel geschrieben und bezahlt. Beleg und Geld ist dann hier verbucht.

Alfred als Funker in Polen
 
  1943

- Jetzt könnte der Krieg schon ein Ende nehmen, es ist keine Aussicht auf ein Ende und nachgeben dürfen wir auch nicht, sonst ist alles verloren. Na, lassen wir das, dies liegt alles in Führers Hand und der wird schon wissen, was er für sein Volk machen muss.

- Dir konnte ich es nicht schreiben, das Papier ist zwar geduldig, aber die Briefe kommen nicht alle verschlossen an. Na Liebling, wenn du zu mir kommst, dann können wir uns so nach Herzenslust aussprechen.

Schrift 1943
1944

- Kann denn dieser Krieg kein Ende nehmen oder sind wir dazu auserkoren hier zugrunde zu gehen? Na, wenn es schon sein muss, dann kann man auch nichts machen. Irgendwo muss ein großer Fehler sein, sonst gibt es das nicht, dass wir so tief sinken können mit unserem Kriegsglück. Na, sei es wie es sei, einmal muss es anders werden.

- Diese Woche war es schlecht: 4 Gendarmen und 5 polnische Polizisten mussten an einem Tag ihr Leben lassen. Durch einen feigen Überfall auf der Straße. Wäre es in einem Kampf gewesen, so würden sie sich durchgeschlagen haben.

Schrift 1944
 

Klimek und ein Soldat waren leicht verwundet, fielen vom Auto und wurden dann von den Polen hundsgemein erschlagen, ausgezogen und in den Bach geworfen. So handeln die Polen. Widerstandsbewegung. Sie haben auch Grund dazu. Na ist ja gleich wie es ist, es ist nur schade um so gutes Menschenmaterial.

- Die Bahnverbindung fällt schon geraume Zeit aus. Die Banden sind zur Genüge vorhanden. Straße und Bahn unsicher, Fliegeralarm ist auch öfter. Heute Nacht haben sie uns mit vier Stück 250 kg beehrt. Gut, sie sind daneben gegangen. Drei Stunden früher und von uns wie von der Ortskommandatur - die wären einmal gewesen. Post kommt sehr schlecht, fast keine. Einen Umsiedlerzug haben sie gesprengt, hatten Tote und Verwundete. Also was willst noch mehr haben? Wir haben alles was uns so manche gerne wünschen: Noch leben wir.

- Ja, die Post kommt mal wieder nicht, d.h. die Post hat nicht Schuld, die Bahn auch nicht, denn der haben sie die Füße verwundet und kann daher nicht fahren. Wenn alles geheilt ist, geht es wieder zwei oder drei Tage und es geht von vorne wieder los. Na kann man nichts machen. Krieg ist Krieg.

- Die Flieger besuchen aus fast jeden Tag. Zwar werfen sie nichts, aber abspringen tun immer welche

Zeichnung, Krakau, 1942
 
Ende

Weibi, wie geht es Dir und dem Jungen? Es muss etwas nicht in Ordnung sein, sonst hättest Du schon geschrieben. Hast du einen Grund oder bist Du mir böse? Weibi, Du musst viel mitmachen wegen mir, sehe ich ein und mit der Entbindung auch. Bitte verzeih mir und ich danke dir auch für alles, für deine Liebe und die Kinder.

Und hab nochmals recht herzlichen Dank für alles. Wie es in nächster Zeit bei uns wird, weiß niemand. Sollte uns in nächster Zeit etwas zustoßen, was ich zwar kaum glaube, dann kann ich wenigstens mit richtigem Gewissen gehen, da ich mich bei Dir entschuldigt und Dir für die Liebe was Du mir gabst, bedankt habe.

Weibi, ist bei der Entbindung nicht alles glatt gegangen oder ist sonst etwas los mit Dir? Ich bin in Sorge. Bin ich schuld, dann schreibe es, ich will wissen, wie es Dir, dem Jungen und Gerhard und Bruni geht. (April 44)

Rüdiger, *13. April 1944
 
"So, nun mache ich Schluss. Es grüßt und küßt dich recht herzlich Dein Dich liebender Zigeuner Fredl"
Muttertagsbrief, Mai 1944
Mein Großvater Alfred Frey starb am 4. Juni 1944.

Bild: Heldenehrung Juni 1944, Hollabrunn (?)