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1. Paula Knell, 1889 - 1980
Postbeamtin
   
   
 
Paula Knell
 

Als ich 1966 geboren wurde, war Tante Paula 77 Jahre alt. Ich erinnere mich an sie nur als alte Frau. Immer im Duett mit Tante Loisi (Aloisia). Immer draussen in Glaubendorf.

Die Schwestern - beide unverheiratet und kinderlos - haben dort in ihrem Geburtshaus auch ihren Lebensabend verbracht (und sich wohl auch um ihre Mutter Franziska Knell gekümmert haben, die dort 1960 starb).

Tante Paula war als ältestes weibliches Kind für ihre anderen Geschwister so was wie eine "zweite Mutter". Sie ging als erste nach Wien und ebnete dort so manche Wege, gewährte ihnen Unterkunft und kümmerte sie dennoch auch noch um Glaubendorf.

Sie lebte im 20. Bezirk Brigittenau, wurde Postbeamtin, wie so viele andere dann in der Familie Knell.

Tante Loisi (Aloisia) und Tante Paula in Glaubendorf
 

Brief von Tante Paula, September 44

Liebe Reserl!

Vernehme soeben von Grete, dass du und Gerhard krank seid. Hoffentlich ist es nicht arg. Schaue ein wenig auf dich und sei nicht leichtsinnig. Gebt Gretl Bescheid über dein Befinden. Bleibt Loisi länger bei euch? Hast du Bäume schon gesetzt? Was ist mit dem Umgraben?

Grüße und Küsse euch herzlich

Paula

Samstag habe ich große Wäsche, ist aber nicht so arg.

Ich höre soeben, man darf mit der Bahn ohne Bestätigung nicht fahren. Habe aber noch Urlaub und zum Urlaub kriegt man eine Bestätigung. Die Post geht jetzt sehr langsam. Wir haben die Schneckenpost.

 
Tante Paula als Touristin (links)

Brief von Tante Paula nach Glaubendorf, 24. März 44

Meine Lieben!

Für euren Brief mit den Wünschen recht schönen Dank und Reserl muss ich noch extra danken für die gute Mehlspeis, die mir Ly brachte.

Zum Schreiben komme ich halt doch nicht. Früher konnten wir wenigstens im Luftschutzkeller arbeiten oder schreiben, aber jetzt haben wir keine Schneid mehr, seit die Brigittenau so erwischt wurde.

Stellt euch vor, bei dem letzten schweren Angriff am Mittwoch den 21.3. wurde die Brigittakirche bei der Sakristei beschädigt, das Pfarrhaus bekam einen Volltreffer, daneben das Gasthaus Baumgarten und die Apotheke Ecke Brigittagasse/Wintergasse sind ganz ausgebrannt, die Greiseneckerschule (ein Lazarett) ein Teil weggerissen.

Die Dammstraße sieht entsetzlich aus. Auch am Sachsenplatz, Waldmüllergasse usw. lauter Ruinen. In der Wintergasse sind in einem Haus 21 Tote im Keller. Darunter die Mutter unseres DAF-Mannes (ein hochanständiger Mensch). (Anm.: DAF = Deutsche Arbeitsfront = "Gewerkschafter")

Er sagte heute zu mir: "Was gäbe ich, könnte ich meine Mutter selber heraustragen und am Friedhof beerdigen. Ich werde sie kaum frei bekommen und wahrscheinlich auch bei der Beerdigung nicht dabei sein dürfen." Ich sagte: "Kommen die alle in ein Grab?" Worauf er sagte: "Leider Ja!" Und so gibt es tausend Fälle alle Tage.

Benno wohnt noch bei mir und ich bin sehr froh. Er holt mir das Wasser vom Augarten und macht mir verschiedenes. Wenn ich ihm etwas koche, gibt er mir alles dazu. Er hat sein eigenes Bett und Überzug und nimmt die Wäsche mit hinaus. Bis jetzt kann er ja noch mit der Bahn fahren. Von der Wurst habe ich ihm auch ein Stück gegeben, aber die heben wir auf für den Luftschutzkeller.

Liebe Reserl, ich habe noch sechs Werktage Urlaub vom vorigen Jahr. Wenn es Dir recht ist, würde ich dir im Garten helfen. Aber nur, wenn dir mit mir wirklich geholfen ist. Ich würde mich auf den Garten freuen. Wenn du es mir ein bis zwei Wochen vorher schreibst, wäre es mir recht, damit ich mir alles einteilen kann. Ich kann mir den alten Urlaub noch in zwei Monaten auch nehmen. Aber was man hat, das hat man.

Weißt, bei Mutter ist der Wirbel groß und außerdem hat sie Einquartierungen, wie euch Loisi (Aloisia) erzählt haben wird.

Ich bin neugierig, ob Bruni schon dicker geworden ist, Gerhard vernünftiger und auf Rüdiger, ob er mir schon entgegen rennt. Aber bei den Buben geht es nicht so schnell.

Gestern sah ich Heinbucher Peperl, der hat die linke Hand verletzt.

Bertschi (Josef Ludwig) hat mir eine Karte geschrieben, ich bekam sie an meinem Namenstag. Er schreibt: Endlich hat er wieder Post bekommen auch von Ly (Karoline Ludwig). Aber es kommt immer näher. Er war in Prag. Frau Bernhard glaubt an ein Wunder. Gott gebe es, dass am Ende noch ein Wunder geschieht und wir nicht in die Hände der Bolschewisten fallen.

Wenn Ly nach Wien kommt, soll sie mich besuchen.

Viele herzliche Grüße und Küsse an euch alle von eurer

Paula

PS: (Anm: An Reserl) Bei uns im Luftschutzkeller sitzt eine Frau mit drei Kindern. Da bin ich viel in Gedanken bei Euch. Habt ihr nicht öfter Schnackerl?

Tante Paula als Postbeamtin
 
Die Kriegsnot kann man am Gebrauch des Briefpapieres ablesen: Tante Gretl schickt einen Brief an Tante Paula (blaue Schrift), diese nutzt die noch unbeschriebenen Stellen für die Rückantwort (schwarze Schrift). Offensichtlich gab es großen Papiermangel.

80. Geburtstag Tante Paula, 1979