Home

Führungen

 

Bezirke Wiens

Bildergalerie

Brunnen

Denkmäler

Diverses

Ehrengräber

Facebook

Friedhöfe

Gedenktafeln

Kaffeehäuser

Palais

Personenkunde

Ringstraße

Rund um Wien

Sagen, Mythologie

Quiz

Zentralfriedhof

Links

 

Über mich

Gästebuch

Suche

Kontakt,
Impressum

Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Restgruppen | Gr. 13 B, Nagl (Plan Nr. 3)

Maly Nagl
Wienerliedinterpretin, 1893 - 1977

Amalie Wolfsecker, genannt Maly Nagl
Wienerliedinterpretin, 1893 - 1977

Fritz Wolfsecker, genannt Wolferl
Wienerliedkomponist, 1899 - 1974

Zentralfriedhof, Gruppe 13 B, Reihe 1, Nr. 23

Lageplan der Gruppe 13 B

 

Amalie Wolfsecker, wie Maly Nagl mit ihrem "richtigen" Namen hieß, war eine der bedeutendsten Wienerliedersängerinnen.

Mit ihrer dunklen, rauen Stimme konnte sie besonders gut die Emotionalität und den Charakter der Lieder ausdrücken.

Mit neun Jahren war sie - gemeinsam mit ihrer Schwester Mizzi schon auf der Bühne zu hören. Später schrieben berühmte Wienerliedkomponisten wie Rudolf Kronegger und Karl Föderl für sie. Maly Nagl trat nur fallweise beim Heurigen auf - längst ein Star, bevorzugte sie Konzerte und Rundfunkaufnahmen.

Sie sang Jodler und nostalgischen Wienerlieder, viele hatte ihr Ehemann Fritz Wolfsecker für sie geschrieben: "I häng an meiner Weanastadt", "Geh langsam durch die alten Gassen", "I muaß alle Tag mei Weanaliad hör'n".

Maly Nagl
 
Einer, der dies schon 1908 erkannt und die damals fünfzehnjährige "Amalia" in den höchsten Tönen gepriesen hat, ist der Wiener Bohemien-Dichter Peter Altenberg.

Damals tritt sie als 15-jährige in der Fledermaus mit einem Soloprogramm auf die Bühne, dem das verwöhnte Publikum begeistert Applaus spendet.

Das Kabarett Fledermaus war im Jahr zuvor, 1907, im Souterrain des Hauses Kärntnerstraße/Johannesgasse eröffnet worden.

Der vom Mitbegründer der Secession, Josef Hoffmann (Grab), entworfene Theatersaal mit dem von Künstlern der Wiener Werkstätte kreierten Interieur sollte Entertainern Auftrittsmöglichkeiten bieten, die das Zeug haben, die Traditionen des Pariser Chat Noir und der Münchner Elf Scharfrichter dem gehobenen Wiener Publikumsgeschmack anzugleichen.

 
Maly Nagl tritt mit 15 in der Fledermaus auf

 

Nun war die bis dato auf Gasthaussäle und Heurigengärten beschränkt gebliebene Gattung Wienerlied an der Reihe - und zwar in Gestalt einer feschen Fünfzehn-jährigen, deren stupendes Naturtalent die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zieht: Amalia Nagl.

Tochter eines Wiener Kaffeehauskochs, die mit neun Jahren an der Seite ihrer Schwester Mizzi als Volkssängerin debütiert hat, ohne jemals eine Ausbildung genossen und Notenlesen gelernt zu haben.

300 Zuschauer fanden an den Tischen und in den Logen des in reinem Weiß gehaltenen Etablissements Platz; an der dekorativen Ausgestaltung der dem Theatersaal vorgelagerten Bar, für die nicht weniger als 7.000 reliefartige Majolikaplatten aufgeboten werden, haben Asse wie Kokoschka und Klimt mitgewirkt; der Eingangsbereich ist mit weißem und schwarzem Marmor verkleidet.

Der achtundvierzigjährige Peter Altenberg steuert für den Eröffnungsabend den Prolog bei; außerdem rezensiert er fortan Saison für Saison das jeweilige Programm (für dessen Erstellung übrigens eine Zeitlang kein Geringerer als Egon Friedell verantwortlich zeichnet).

 

 

Am allerbegeistertsten von Maly Nagls Auftritt in der Fledermaus ist Peter Altenberg - und zwar ausnahmsweise nicht in seiner berühmt-berüchtigten Eigenschaft als mädchenanhimmelnder Lüstling, sondern als seriöser Musikkritiker.

Er nennt die in Dirndl und Goldhaube ihre "altösterreichischen Lieder" vortragende Nachwuchskraft "ein allerliebstes Kunstwerkchen", rühmt ihre Natürlichkeit und Nonchalance und spricht angesichts ihrer "unbeschreiblich diskreten Mimik", ihrer "edlen Zurückhaltung" und ihrer "zarten, aber vollwertigen Persönlichkeit" die Hoffnung aus: "Möge sie sich um Gottes willen nichts dazu einlernen lassen!

Man muss sie loben, damit sie sich ja nicht verändere. Sie ist das Allerbeste, was es an ,Wiener Sängerin' gibt. Wenn sie nur den Mut behält, sie selbst zu bleiben - das wäre wirklich wunderschön."

Peter Altenberg (Ehrengrab) ist von Maly begeistert

 

Amalia (oder, wie sie sich fortan nennt, Maly) hat diesen Mut und wird ihr ganzes weiteres Leben lang nicht davon ablassen.

Die erste Garnitur unter den zeitgenössischen Wienerlied-Komponisten - Edmund Eysler und Karl Föderl (Ehrengrab), Rudolf Kronegger und Carl Michael Ziehrer (Ehrengrab) - liefert ihr einen Hit nach dem anderen, und die Fans strömen in Massen in Malys Neuwaldegger Stammlokal, die legendäre Waldschnepfe, um bei der "Taufe" jeder ihrer neuen Kreationen dabeizusein.

Bald werden auch die ersten Schallplatten mit Maly Nagl aufgenommen.

Als als sie 1924 den sechs Jahre älteren Fritz Wolfsecker heiratet, eines der 17 (!) Kinder des legendären Tambours der Hoch- und Deutschmeister-Kapelle, hat sie damit nicht nur den Mann fürs Leben gefunden, sondern zugleich den Hauskomponisten, der ihr Schlager für Schlager auf den Leib schreibt.

Rudolf Kronegger (Grabbüste)
 

 

Fritz Wolfsecker, in der Branche allgemein unter dem Namen "Wolferl" bekannt, hat eine Ausbildung als Sologeiger und Dirigent hinter sich, kann jedoch wegen einer im Ersten Weltkrieg erlittenen Verletzung den angestrebten Beruf nicht ausüben, arbeitet statt dessen für den Rundfunk und verlegt sich vor allem aufs Komponieren von Wienerliedern, deren erste "Abnehmerin" und erfolgreichste Interpretin seine eigene Frau ist.

Die beiden begründen ein gemeinsames Lebenswerk, das erst mit deren Tod endet: Fritz stirbt am 15. Juni 1974, Maly Nagl drei Jahre später.

Malys Schwiegervater, der legendäre "Tambour-Wolferl" (Ehrengrab), der mit seinen Jongleurkunststücken wesentlich zum auch filmgekrönten Dauererfolg der legendären Deutschmeisterkapelle beigetragen hat, liegt nur wenige Gräber weiter.

 
Malys Schwiegervater "Tambour-Wolferl"

 

Maly Nagl im hohen Alter

Links: Maly Nagl singt: I brauch ka schene Leich u.a.

Quellen: Dietmar Grieser, Wiener Volksliedwerk