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Home | Rund um Wien | Burgenland Kalvarienberg

Der Kalvarienberg in Eisenstadt

Der Kalvarienberg in der Barockzeit... und heute.

Der Kalvarienberg war aufgrund seiner lebensechten, packenden, barocken Gestaltung einzigartig in der Welt. Es kamen große Pilgerscharen zum "achten Weltwunder".
Jährlich gab es 125 Prozessionen, 1711 wurden an 450 000 Gläubige die Heilige Kommunionen gespendet!

Tradition der Kalvarienberge

Kalvarienberge gab es viele. Das waren vor allem in der Barockzeit geschaffen worden. Der Sinn war der, dass der gläubige Pilger hier das Leiden Christi nachvollziehen konnte.

Schon die ersten Christen sind den Weg nachgegangen, auf dem Christi Blut die Erde getränkt hatte, dort hielten sie inne und beteten. Später wurde der Brauch, Kreuzwege selbst  nachzugehen, immer mehr gepflogen. Die Wallfahrer zogen ins heilige Land, es war ferne und der Weg gefährlich, und nachdem die Türken Palästina besetzt hatten, wurde eine Reise dorthin fast unmöglich. 

So ergab es sich, dass man den Kreuzweg, Szenen vom Leidensweg des Herrn in Bildern oder in Plastiken darstellte. Die Anzahl der Leidensstationen war unterschiedlich, meistens wurden und werden heute 14 dargestellt. Am Beginn stand die Verurteilung, manches Mal auch die  Verhaftung am Ölberg. 

   Heiliger Jakobus
   mit Pilgertasche, Jakobsmuschel

Christus an der Martersäule Christus wird gefoltert

Die Familie Esterházy

Die Familie Esterházy, eine der vornehmsten ungarischen Adelsfamilien, hat schon in der Mitte des 17. Jhd. (1674) auf dem Hügel, auf dem heute der Kalvarienberg steht, eine Apolloniakapelle errichten lassen. Von dort wurde Abschied genommen, wenn es zu Wallfahrten nach Mariazell ging. Bei der Rückkehr wurden dann feierliche Prozessionen von der Kapelle bis zum Schloss abgehalten.
Das Wappen der Familie Esterházy wird umrahmt vom Orden des Goldenen Vlies', das Herzschild zeigt die Initiale "L" - die habsburgertreue Familie Esterházy erhielt als einzige das Privileg die Initiale des Kaiser Leopold I. (Großvater Maria Theresias) zu tragen.

   Esterhazy Wappen

Der strenggläubige starke Marienverehrer Fürst Paul Esterházy hat auch die Franziskaner nach Eisenstadt geholt, und vom Orden den Kalvarienberg 1701-1707 bauen lassen. 
Es sind künstlich gebildete Grotten aus Quadersteinen, mit vielen Kreuzwegstationen. Hier sind es über 20, da man hier u.a. auch Szenen aus dem Leben Marias dargestellt hat. Die Künstler - Franziskanermönche - sind namentlich unbekannt.

   Maria hält toten Sohn

 

Gnadenkapelle

Eine breite, von Engelsfiguren flankierte Freitreppe führt hinauf zu der Gnadenkapelle mit offener Vorhalle. Hinter dem Altar beginnt der Kreuzweg mit der 1. Station: Jesus auf dem Ölberg. Man nannte sie deswegen die Todesangst-Christi-Kapelle. 

1711 wurde die Gnadenstatue Marias in einer feierlichen Prozession dorthin überführt und vor der Nische auf einem Altar aufgestellt (verdeckt somit halb die erste Szene mit Jesus). Die hölzerne Gnadenstatue thront unter einem reich verzierten Baldachin über dem Säulentabernakel. 
Die "Gnadenmutter von Eisenstadt" ist eine Nachbildung von Maria Einsiedeln in der Schweiz.

   Gnadenstatue, dahinter 1. Station: Christus am Ölberg

 

Grab Christi

Viele Gäste betreten den Kalvarienberg durch die Kirche. Hinter dem Hochaltar führt eine Tür direkt zum Grab Christi. Es ist dies auch die einzige Station, die chronologisch nicht in den Aufbau der Kreuzwegstationen hineinpasst. 

Auch die Eintrittskarten für den Kalvarienberg sind in der Kirche erhältlich (während der Touristensaison). Wenn eine Messe gelesen wird, ist der Zugang nur von der Gnadenkapelle aus möglich, dort ist dann auch der Kartenverkauf. 
Wer den Kalvarienberg in den Wintermonaten besuchen will, muss vorher in der Pfarrkanzlei anrufen, damit aufgesperrt wird: Tel: 02682/62 638. Fax: Durchwahl 4.

   Grab Christi

 

320 Figuren insgesamt

Mit dem Passionszug in den grottenartigen Nischen wurde eine künstliche Natur geschaffen, ein Theatrum sacrum: Ein im Spiel erstarrtes Jesuitendrama. 

Insgesamt sind  260 Holz- und 60 Steinfiguren, 10 Kapellen und 18 Altäre zu sehen. Durch Gänge und Treppen sind die Stationen untereinander verbunden. 
Die lebensgroßen Figuren sind grell bemalt, oft in pathetisch übersteigerter Haltung und Gebärde; der Gesichtsausdruck wirkt bäuerlich-derb, jedoch volkstümlich ausdrucksstark.

   Ecce Homo, Detail

Bergwerk des Glaubens

Es ist nicht die "hohe Kunst", es ist laienhafte, bäuerliche Kunst von sehr starker Aussagekraft. Diese barocke Religiosität empfindet man heute vielfach als Kuriosität. Die ersten Figuren gingen bereits in der Zeit der Aufklärung verloren. 

Im Zweiten Weltkrieg ist vieles zerstört worden, sodass nicht mehr alle Stationen vollständig vorhanden sind. 

   Jesus trägt das Kreuz

Multimediashow

An Wallfahrtstagen sind die Menschen hier durchgegangen, haben hier gebetet, haben das Ganze sozusagen als Multimediaschau gesehen. Denn manche Figuren tragen Kartuschen mit Aufschriften (ähnlich den Sprechblasen in Comics). 
Die Pilger, die hierher kamen, waren zumeist einfache Menschen. Damit man nicht nur die Szenen sieht, sondern auch versteht, was die dargestellten Figuren sagen, wurden die Aussagen dieser Leute so in Kartuschen immer wieder hineingeschrieben. In einfachen Sätzen. So gut konnte man damals schon lesen, und damit haben die Leute nicht nur die Leiden Christi drastisch vor Augen geführt bekommen, sondern auch alles verstanden.

   Jesus vor Kaiphas

antike und zeitgenössische Gewandung

Christus, Mutter Maria und Josef sind eher in antikem Gewand dargestellt, so wie man sich damals vorgestellt hat, dass man in der Antike gekleidet war, aber die anderen Figuren sind in der Tracht von 1700 gekleidet. Wenn man sich die Juden anschaut: die Herren mit den großen Hüten, dem schwarzen Kaftan, der großen spanischen Halskrause, dann sind das eben Juden, wie sie hier zu sehen waren. 200 m von hier entfernt begann schon die Judenstadt und genauso hat hier der Franziskanerkünstler die Juden von Jerusalem dargestellt. Auch die Begleitfiguren, die Bauern etwa, tragen ländliche Kleidung.

   Christus vor Pilatus

Höhepunkt: Die Kreuzkapelle

 Kreuzkapelle Blick zur Franziskanerkirche

Auf der Spitze des Kalvarienberges befindet sich die Kreuzkapelle mit einem geschweiftem Kuppeldach und toskanischen Pilastern. In der Mitte des ovalen Innenraumes wird der Kreuzestod Jesu dargestellt, daneben Maria Magdalena und Johannes der Evangelist. In den Seitenaltären sieht man rechts die Aufrichtung des Kreuzes und links die Abnahme Jesu vom Kreuz.
Von hier hat man einen Ausblick bis weit in die Alpen hinein, bis zum Neusiedler See - an schönen, klaren Tagen sieht man sogar noch bis zum jenseitigen Ufer, also bis Ungarn hinüber.

Ende des Achten Weltwunders

Die Zeit der Aufklärung und des Josefinismus brachte einen gewaltigen Rückgang in der Bedeutung der Kalvarienberge. Man sagte, dass solche Dinge regen die eigene Religiosität anregen, sondern eher zum Aberglauben, denn gar wunderliche Dinge sollen sich ereignet haben. Die Figuren wurden zum Teil entfernt, dann kam das Verbot aller Wallfahrten, die länger als einen Tag dauerten, und das war auch das Ende der Pilgerprozessionen nach Eisenstadt. Der Kalvarienberg war dann nur mehr am Karfreitag zugänglich.
Es folgte ein stetiger Verfall, bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine Renovierung erfolgte.

   Kaiser Josef II.

Juli 2002