Home

Führungen

 

Bezirke Wiens

Bildergalerie

Brunnen

Denkmäler

Diverses

Ehrengräber

Facebook

Friedhöfe

Gedenktafeln

Kaffeehäuser

Palais

Personenkunde

Ringstraße

Rund um Wien

Sagen, Mythologie

Quiz

Zentralfriedhof

Links

 

Über mich

Gästebuch

Suche

Kontakt,
Impressum

Home | Ringstraße | NHM - Geschichte der Sammlung

Die Entstehung des Naturalienkabinettes

Gründer - erste Sammlungsobjekte - Expedition 1755 - Meteoritensammlung - Planetenmaschine
Diamantenexperiment - erstes Museum Österreichs - Schoßhündchen Maria Theresias
Bergwerk-Forschung - Schädelsammlung - Expedition 1857 - Museumsbau am Ring

Im Stiegenhaus des Naturhistorischen Museums (NHM) wird im Halbstock am Treppenabsatz  die Geschichte der Sammlung in Vitrinen und mit dem Kaiserbild gezeigt.

Kaiser Franz Stephan I. von Lothringen, der Gatte Maria Theresias hatte sich schon immer sehr für Naturwissenschaften begeistert. Mit ihm beginnt die Geschichte des Naturalienbabinettes. Auf ihn gehen auch die Gründungen des Tiergartens Schönbrunn 1752 und des Botanischen Gartens 1753 zurück. 

Das Kaiserbild im Stiegenhaus des NHM
Kaiser Franz Stephan I. (sitzend)
 

Auf vielen Darstellungen des Kaiser Franz Stephan I. von Lothringen,
wird auf seine Leidenschaft für Naturwissenschaften Bezug genommen.

erste Sammlungsobjekte

1748 erstand der Kaiser die grandiose Sammlung von Jean Baillou. Das "Hof-Naturalien- Cabinet" war ursprünglich im Leopoldinischen Trakt untergebracht, und wurde später in den Augustinergang transferiert.

Im Gegensatz zu vielen anderen fürstlichen Sammlungen dieser Zeit war Baillou's Kollektion bereits nach wissenschaftlichen Kriterien geordnet. Denn erst im 18. Jhd. begann man das Hof-Naturalien-Cabinet  systematisch zu ordnen. So erstellte Ignaz von Born 1778 ein lateinisches und deutsches Verzeichnis der Muscheln und Schnecken.

Auf dem Kaiserbild ist Jean Baillou als Vorstand des Naturwissenschaftlichen Kabinetts dargestellt. Die anderen drei wissenschaftlichen Hofinstitute und ihre Vorstände waren: Van Swieten (Bibliothek), Duval (Münzkabinett) Marcy (physikalisch-astronomisches Kabinett).

Jean Baillou 

Muschelsammlung (Kaiserbild)
Muschelsammlung (Vitrine)
Da die Technik der Tierpräparation damals noch weitgehend unbekannt war, bestanden die ersten Naturaliensammlungen aus Objekten ohne Weichteile, z.B. seltene Muschel- und Schneckenschalen, Steinkorallen, Fossilien, kostbare Mineralien und Edelsteinen. Jeden Tag soll Kaiser Franz Stephan die Sammlung besucht haben, und um sie zu erweitern, war ihm nichts zu teuer.

Für ein Exemplar der damals noch sehr seltenen Schneckenart "Wendeltreppe" (Scalaria preciosa) soll er die ungeheure Summe von 4.000 Gulden bezahlt haben. Das entsprach dem Jahresgehalt eines seiner höchsten Beamten. Heute kostet eine Schnecke dieser Art nicht mal einen Euro.

Wendeltreppenschnecke

Expedition 1755

Expedition nach Südamerika, 1755

Franz Stephan ließ auch die erste Expeditionen nach Übersee ausrüsten, In seinem Auftrag reiste der Niederländer Jacquin 1755 zu den Antillen und nach Venezuela. 

Von dieser Reise brachte Jacquin viele lebende Tiere und Pflanzen für die Menagerie und den Botanischen Garten sowie insgesamt 50 Kisten mit Naturalien, darunter das erste Platin, mit nach Wien. 

Vitrine: Platin aus Kolumbien

erste Meteoritensammlung der Welt

Der Kaiser erhielt aus dem ganzen Reich Geschenke für seine Sammlung. Unter anderen diesen Eisenmeteoriten aus Hraschina, Kroatien, samt einem ausführlichen Fallprotokoll mit Augenzeugenberichten (1751). Obwohl die Existenz von Steinen, die vom Himmel fielen noch von den meisten Gelehrten abgelehnt wurde, ließ Franz Stephan diesen 39 kg schweren Meteoriten in seine Sammlung aufnehmen. 

Dieser erste wissenschaftlich dokumentierte Fall bildete den Grundstein für die älteste Meteoritensammlung der Welt, die über 1000 Objekte umfasst. 

 Meteorit, 39 kg (Vitrine)

Auf dem Kaiserbild ist der schwarze Meteorit unter der der Lupe zu sehen.

 

Planetenmaschine

Kaiser Franz Stephan sammelte auch naturwissenschaftliche Instrumente.

Die kunstvolle kopernikanische Plantetenmaschine (aufgestellt in der Meteoritensammlung) wurde von 1745 bis 1757 im Auftrag Maria Theresias von dem hessischen Astronom, Kunsttischler und Mechaniker Johann Georg Nesstfell für den Kaiser konstruiert. 

Bei diesem Planetarium ist der Jupiter bereits mit vier Monden versehen, der Saturn mit fünf. Im Unterbau befindet sich das Uhrwerk mit Pendeln und Gewichten.

 Planetenmaschine

Diamentherstellungsexperiment

Franz Stephan experimentiert:
Brennspiegel

 

Franz Stephan experimentierte auch selbst. 1751 soll er mit dem Jesuitenpater Joseph Franz mit Hilfe eines Brennspiegels versucht haben, aus einem kleinen Diamanten große zu schmelzen. 

Das Experiment verlief jedoch anders als der Kaiser erwartete: Statt der Schmelzung gelang ihm der "Nachweis der völligen Verbrennbarkeit". Ähnliche Experimente hatte vor ihm der Medicifürst Cosimo III. durchgeführt. Von diesem stammen wahrscheinlich die angekohlten Diamanten, die bis heute hier aufbewahrt sind.

Vitrine: verkohlte Diamanten

erstes Museum Österreichs

Nach dem frühen Tod ihres Mannes ließ Kaiserin Maria Theresia die Naturalien zusammen mit den astronomischen und physikalischen Instrumenten, dem Münz- und Antikenkabinett aufstellen. Ab 1766 war diese Sammlung 2 x pro Woche öffentlich zugänglich. Damit entstand in Österreich das erste Museum im Sinne der Aufklärung.
Diese habsburgischen Privatsammlungen wurden unter Kaiser Franz II./I. hofärarischer Besitz (1811). 

Witwe Kaiserin Maria Theresia

Erzherzogin Marie Christine,  Tochter Maria Theresias mit Schoßhündchen, KHM

Schoßhündchen Maria Theresias

Die kaiserlichen Familie schätzte als Schoßhündchen Zwergspaniel aufgrund ihres überaus freundlichen, und lebendigen Wesens. Solche Hunde wurden auch auf zahlreichen Familienbildnissen dargestellt. Dieses lebensechte Hundepräparat stammt aus dem 18. Jhd. aus dem Besitz der Habsburger.

Ein ehemaliger Direktor des NHM-Museums, Bernhard Lötsch, hatte ein Faible für die Hunderasse und die Wiener Zeitung schrieb über einen Aufruf zur Suche nach solchen Hunden.

 Schoßhündchen Maria Theresias

Es handelt sich um einen seidenhaarigen Hund, die Rasse heißt "Epagneul Nain Continental Phalene". Er scheint die ältere Form des kontinentalen Zwergspaniels zu sein. Sehr eng verwandt mit ihm ist der "Epagneul Nain Continental Papillon", den man auch heute noch relativ häufig antreffen kann.  Ursprung beider Rassen ist Frankreich/Belgien.

 

Bergwerk-Forschung

Maria Theresia, die Praktikerin:
Bergwerks-Register der Monarchie

Maria Theresia war das Sammeln aus Leidenschaft fremd. Sie erkannte jedoch die praktische Bedeutung der Naturwissenschaften. Vor allem in der Mineralogie sah sie eine Möglichkeit, den Bergbau und die Erschließung der Bodenschätze in den Erblanden zu fördern. 

Der beste Mann seiner Zeit hierfür war der berühmte Mineraloge Ignaz von Born. Auf ihren Wunsch kam er nach Wien und wurde beauftragt, die Sammlungen zu ordnen und zu erweitern, sowie die Erschließung von Bodenschätzen zu fördern. Born, der selbst ein neues Verfahren zur Gewinnung von Edelmetallen entwickelt hatte, machte das Naturalienkabinett sehr rasch zu einem Zentrum praxisorientierter Forschung.

Ignaz von Born,
 Mineraloge

Born, ein Freimaurer, schloss sich in Wien der Loge "Zur wahren Eintracht" an, deren Vorsitz er bald übernahm. Als "Meister vom Stuhl" sammelte Born viele interessante Persönlichkeiten, wie den Politiker Sonnenfels oder den Bildhauer Zauner um sich. Auch der Freimaurer Mozart soll die Bekanntschaft von Born gemacht haben. 

Einige Historiker wollen Born gar in der Figur des Sarastro aus der Zauberflöte wieder erkennen.

Vitrine: Szenenbild Zauberflöte

Schädelsammlung

Zwischen 1796 und 1806 waren im "Kunst- und Natur- und Thier-Cabinett" auch Menschenpräparate ausgestellt, wie z.B. Angelo Soleman, der Mohr von Fürst Lobkowitz und Fürst Liechtenstein.

Schon die Sammlung von Baillou, die Kaiser Franz Stephan gekauft hatte, enthielt anthropologische Exponate. Die heute 40 000 Schädel, Skelette und Knochenteile umfassende Osteologische Sammlung der anthropologischen Abteilung ist aus den Expeditionen, Ankäufe, Tausch und Legate gewonnenen Objekte entstanden. 

Schädelsammlung

Angelo Soleman, 
der "ausgestopfte Mohr"

 

Expedition Novara

 

2 Jahre Weltumsegelung mit dem Schiff  Novara

Das wohl ehrgeizigste Expeditionsunternehmen der österreichischen Wissenschaftsgeschichte war die Weltumsegelung der Fregatte Novara 1857 bis 1859.
Dazu stellte Erzherzog Ferdinand Maximilian (1832-1867), der Oberbefehlshaber der österreichischen Kriegsmarine, der Akademie der Wissenschaften und der Geographischen Gesellschaft die Fregatte Novara zur Verfügung.

Das Schiff der österreichischen Kriegsmarine wurde für die Weltumsegelung extra in ein Forschungsschiff umgerüstet. Der notwendige Platz wurde durch die Reduzierung der Anzahl von Kanonen geschaffen. 

Im Bug standen der Herd, der Wassertank, ein Destillationsapparat zur Trinkwassergewinnung und ein Stall mit Haustieren. Während der Weltumsegelung befanden sich etwa 350 Mann an Bord der Novara. 

Das Schiff Novara sollte später übrigens seinen Leichnam von Mexiko nach Triest bringen.

Novara

Alexander von Humboldt stand beratend zur Seite, der Geologe und Anthropologe Ferdinand Hochstetter und viele andere Wissenschafter nahmen daran teil. Die Fahrt wurde vom Landschaftsmaler Josef Selleny in hunderten Skizzen und Bildern dokumentiert.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung dauerte Jahrzehnte. Heute noch dienen die damals mitgebrachten Objekte der Forschung. 

Holzstück der Schiffsrampe Novara

Da Kaiser Maximilian von Mexiko an der Weltumsegelung der Novara wegen einer Erkrankung nicht teilnehmen konnte, reiste er nach Brasilien, begleitet vom Schiffsarzt, der viele neue Arten entdeckte. 

Mehrere Pflanzen erhielten zu Ehren des Kaisers den Artennamen   "maximiliani".

Kaiser Maximilian

Ringstraßenzeit: das NHM wird gebaut

Im Laufe der Zeit wuchsen die Sammlungsbestände durch Expeditionen des Kaiserhauses und privater Forschungsreisender, wie Ida Pfeiffer, oder des Unterwassermalers Eugen Freiherr von Ransonnet, so sehr, dass die Speicher der Hofnaturalienkabinette zu bersten drohten. Die Bestände zählen heute zu den größten Naturwissenschaftlichen Sammlungen Europas.

Bei der Planung der Ringstraße war daher der Bau des Naturhistorischen Museums ein fixer Bestandteil, in dem die Objekte 1889 eine neue Heimstätte fanden.

 Ida Pfeiffer,
Weltreisende

neu gebautes Museum an der Ringstraße

weitere Seiten NHM: Die Architektur des Stiegenhauses

Februar 2003