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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Restgruppen | Gr. 30 D, Fürst (Plan Nr. 10)

Johann Fürst
Volkssänger, 1825 - 1882

Johann Fürst
Volkssänger, 1825 - 1882

Zentralfriedhof, Gruppe 30 D, Reihe 10, Nr. 13

Inschrift: Eigentümer und Direktor des Fürst Theaters

Lageplan der Gruppe 30

Johann Fürst ist neben Johann Baptist Moser und Josef Matras einer der schillerndsten Persönlichkeiten in der noch jungen Volkssängergilde um 1850.

Er wächst in einem Waisenhaus auf, kommt nach der Schule in die Lehre zu einem Fleischhauer, später arbeitet er vorübergehend bei einem Knopfmacher.

Mit 18 Jahren verdient er sich zusätzlich als Straßenmusiker ein paar Kreuzer in den Hinterhöfen und schließt sich eine Zeitlang an eine blinde Harfenistin an, die von den Wachen weitgehend in Ruhe gelassen wird.

Sein Talent als Komiker bringt ihn auf die Pawlatschen, auf der er die größten Erfolge erringen kann.

1858 gründet er mit Josef Matras seine eigene Volkssängergesellschaft. Im Gegensatz zum Volkssängerreformator Moser, der mit erhobenem Zeigefinger moralisch integre Lieder sang, ist Johann Fürst ein „Freudenbringer der Lust und Ungebundenheit".

Relief Grabstein
 

Wenn Fürst in der Kleidung eines Arbeiters, die Kappe auf dem Kopfe und eine Maßspitzchen in der Hand, auf dem Podium erscheint und sein Lied vom blauen Montag singt, gerät die Zuhörerschaft außer Rand und Band.
Der Refrain: „Na, nur ka Wasser nöt, na, na, das mag i net, das kann mei' schwacher Magn' nöt vertrag'n”, wird von Tausenden nachgesungen und heute noch gerne von überzeugten Weintrinkern zitiert.

Seine gut besuchten Vortragsabende bringen so viel Geld ein, dass er - als einer der ersten - den Schritt in den Prater macht, und das gleich gleich mit einer eigenen »Singspielhalle«, wie die Volkssänger-Brettl genannt wurden.

Im Prater war die Musik von Anbeginn an vertreten. In den nobleren Kaffeehäusern gab es Militärkapellen oder andere Orchester, in den gewöhnlichen und meist primitiven Pratergasthäuser unterhielten die Volkssänger das Publikum - aber relativ spät erst treten sie dort in Erscheinung, da die Wirte ihnen damals mindestens 40 Gulden an abendlichen Einnahmen garantieren mussten, und viele sich das nicht leisten konnten.

 
Fürst-Theater im Prater

Beim Eingang des Wurstelpraters, gegenüber dem »Eisvogel«, kauft Fürst 1862 das dort 1847 eröffnete Schreyersche Affentheater und adaptierte es für seine Zwecke.

»... Ein wohlbesetztes Orchester, Logen, Fauteuils, Foyer, Conditorei, kurz alles, was man in einem Theater heutzutage verlangt, wird in viel netterer Form, als man es vielleicht erwartet, vorhanden sein.« (»Die Presse« am 6. April 1862)

Fürst-Theater im Prater (links)
 

Die Stücke der Volkssänger lassen sich am ehesten mit Kabarettszenen, wie sie heute üblich sind, vergleichen. Wichtig waren dabei allerdings die Couplets, die oft eine ungewöhnliche Popularität erlangten und deren Refrain häufig vom Publikum schon mitgesungen oder im Rhythmus beklatscht wurde.

Als Fürsts Konzession 1865 erweitert wurde – er durfte zum Beispiel nun auch Stücke mit Dekorationswechsel bringen –, war das »Fürst-Theater« im Prater geboren.

Es wurde zum Inbegriff einer eigenen Gattung volksnaher und derb-drastischer Komödien. Wiederum mit der Weltausstellung hing es zusammen, dass die Volkssänger nun auch im Prater, wo man sie eigentlich längst hätte vermuten müssen, Fuß fassten.

 
Johann Fürst, Karikatur
Durch die Praterregulierung 1871/72 waren viele der einst schäbigen und primitivsten Pratergasthäuser renoviert, aufgewertet und zum Teil auch gleich vergrößert worden. Selbst das Fürst-Theater wurde 1872 nach Plänen des für die »Regulierung« verantwortlichen Architekten Lothar Abel umgebaut. Während aber im Fürst-Theater längst Singspiele und Komödien gegeben wurden, fand man die Volkssänger nun vermehrt auf den Kleinbühnen der Pratergasthäuser, deren manche sich mit der Zeit zu regelrechten »Etablissements« wandelten und neben den Volkssängern auch andere Programme boten.

 

Gedicht zum Tod Fürsts

Ein Fürst ist heimgegangen,
den Seinen stets ein Vater -
Und weint auch nicht ein ganzes Land,
so trauert doch - der Prater ....

 

• Am Montag, da fangt er von vorn wieder an — »Was nimmt mancher Mensch an an Montag sich vor...«
T& M: Johann Fürst
• Der blaue Montag — »Na, nur ka Wasser nöt...«
T & M: Johann Fürst
• Allweil fidel — »Wenn man die Welt, Welt, Welt anschaut...«
T & M: Johann Fürst

Quellen
Wienerlied und Weaner Tanz, Susanne Schedtler, Wiener Volksliedwerk, Löcker Verlag, 2004
Zu Besuch im alten Prater, Bartel F. Sinhuber, Amalthea Verlag, 1993
Der Prater, Hans Pemmer, Jugend und Volk, Wien 1974