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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Gruppe 14 A | Nr. 1, Anzengruber

  Ludwig Anzengruber  
Schriftsteller, 1839 - 1889

Ludwig Anzengruber
Schriftsteller, 1839 - 1889


Zentralfriedhof, Gruppe 14 A, Nr. 1

Lageplan Gruppe 14 A

Anzengruber in Anekdoten

Der junge, theaterbegeisterte Ludwig Anzengruber zog hungernd und frierend von Bettelschmiere zu Bettelschmiere. Er war stark kurzsichtig und trug, wenn er nicht auf der Bühne stand, Brillen mit dicken Gläsern. Bei der Schauspieltruppe Radler wirkte er in dem Trauerspiel Heinrich von Schwerin mit. Da passierte es ihm, dass er seiner Partnerin, die vor Lampenfieber rote Backen hatte, zurief: "Prinzessin sind sehr blass!" Ein Lachsturm brach los. Um sein Missgeschick gutzumachen, änderte er den Text des nächsten Auftritts und sagte: "Das liebliche Rot auf Euren Wangen, Prinzessin, verrät mir Eure Stimmung." Das Publikum wieherte. Der kurzsichtige Schauspieler hatte nicht bemerkt, dass die Prinzessin inzwischen mit Hilfe des Schminkmeisters erblasst war.

Anzengruber befand sich meist in wirtschaftlichen Nöten, aber er war ein gewissenhafter Schuldner und zahlte seine Rückstände immer pünktlich auf Heller und Kreuzer zurück. Ein Freund hatte ihm hundert Kronen geliehen. Der Rückzahlungstermin war längst verstrichen, der Freund rührte sich nicht. Da setzte sich Anzengruber an den Schreibtisch und schrieb: "Lieber Freund, wie Du weißt, schulde ich Dir Geld. Ich kann deswegen jetzt keine Nacht mehr ruhig schlafen. Warum mahnst Du eigentlich nicht?"

Einmal besuchte Anzengruber einen alten Bekannten, der als reich galt. Im Verlauf des Gesprächs bemerkte Anzengruber: "Übrigens werde ich dir die fünfzig Kronen bestimmt am nächsten Ersten zurückgeben." Der Freund: "Ich weiß nicht, von welchen fünfzig Kronen du redest?" "Nun, von den fünfzig Kronen, um die ich dich jetzt anpumpen werde."

Um sich durch ein regelmäßiges Monatseinkommen finanziell abzusichern, übernahm Anzengruber die Redaktion der Zeitschrift Figaro, was Peter Rosegger den bitteren Kommentar abnötigte: "Der größte Tragiker unserer Zeit, der muss ein Witzblatt machen! Ein tragischer Witz bei meiner Seel', man möchte Tränen lachen."

Im September 1889 wurde das Wiener Volkstheater mit Anzengrubers Stück Der Fleck auf der Ehr eröffnet. Es gab viele Ehrungen für den Dramatiker; und sein Name wurde zwischen Nestroy und Raimund an die Wand des Theatergebäudes geschrieben. "Jetzt steh ich zwischen zwei Toten - da werd ich auch bald drankommen", soll Anzengruber damals gesagt haben. Wenige Monate später, kurz nach seinem fünfzigsten Geburtstag, starb er an einer Blutvergiftung.

(Quelle: Typisch Österreich, Literatur in Anekdoten, Johannes Twaroch, Amalthea Verlag, 2003)

Link: Denkmal Anzengruber