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Home | Altstadt | Mittelalter | Teil 5

 Alltag im Mittelalter - Franziskanerplatz

Bettelorden        Tod        Armut, Bettler

Franziskanerkloster und Kirche

Bettelorden in Wien

Aufgrund der rasch wachsenden Stadt wurden nach dem Schottenstift bald weitere Kirchen gebaut, es folgte die Gründung der Bettelorden: Zuerst die Franziskaner/Minoriten, dann Dominikaner und die unbeschuhten Augustiner. Die Franziskaner kamen 1450. Um 1500 versorgten 750 Mönche die 20 000 Seelen der Stadt Wien. Bis 1800 gab es 4000 Franziskanerklöster in Europa.

Der hl. Franz von Assisi hatte um 1200 einen Bettelorden gegründet. Die so genannten fratres minores - die minderen Brüder. Sie zogen als Wanderprediger umher und erbettelten sich ihr tägliches Brot.


Nach der Regel des hl. Franziskus entstand eine Massenbewegung, die wegen der praktizierten einfachen und von der herkömmlichen Hierarchie bewusst abweichenden Lebensweise der Brüder und ihres volkstümlichen Auftretens vor allem in den Städten rasch Anklang fand.

Die hl. Klara, eine Schülerin des hl. Franz gründete einen franziskanischen Frauenorden (Klarissen). 

   Franziskanermönche

Schon 100 Jahre später gab es Auseinandersetzungen um die mehr oder weniger strenge Einhaltung des Armutsgelübdes. Der Franziskanerorden teilte sich in einen strengen Zweig - Franziskaner genannt und in einen gemilderten Zweig - die Minoriten genannt. 

Franziskus ist bekannt durch seine Tierliebe und er ist auch der Begründer des Krippenkultes. In der Minoritenkirche gibt es immer die größte und schönste Krippe Wiens. 

   Franziskanerplatz 1775

Erst um 1800 wurde der Mosesbrunnen auf den Platz vor der Kirche aufgestellt.

Moses wird in der darstellenden Kunst oft mit Hörnern dargestellt. Bei dieser Brunnenfigur ist dies eher nur angedeutet, in anderen Kunstwerken trägt er ausgeprägte Ochsenhörner.

Der Grund dafür liegt in einer falschen Bibelübersetzung. Im 7. Jhd. n. Chr. hieß es "Moses kam herunter den Berg Sinai, mit den Gesetzestafeln in der Hand, eine Corona (Heiligenschein) um sein Haupt". 
Ein Mönch machte einen Abschreibfehler, und ab nun hieß es: "Moses kam herunter den Berg Sinai...mit einem Corno (Horn) auf seinem Haupt". 

Franziskanerplatz mit Mosesbrunnen

 

Der Tod

Der Tod im Mittelalter (Hieronymus Bosch)

 

Leichen, Gerichtete am Galgen, sterbende Bettler gehörten zum Alltagsbild im Mittelalter. Im Spätmittelalter schüchterte die Kirche die Menschen systematisch ein und machte ihnen Angst vor dem Jenseits, vor den Schrecken der Hölle und des Fegefeuers. 

Der Gott der spätmittelalterlichen Kirche war kein gnädiger, sondern ein rächender und strafender Gott, der nur mittels Geld zugunsten seiner irdischen Stellvertreter beschwichtigt werden konnte. Durch die Pest im 14. Jhd. wurden die Todesvorstellungen noch schrecklicher. 

Der Tod mit Sanduhr: die Zeit ist abgelaufen

In der Kunst hielt der Totentanz seinen Einzug, welcher den Freuden des Lebens stets den Knochenmann als Mahner für die Vergänglichkeit alles Irdischen zur Seite stellte. Hauptsächlich wollte die Kirche die Gläubigen dazu bewegen, Geld für Ablässe und fromme Stiftungen zugunsten der Kirche auszugeben, um sich so das Seelenheil zu erkaufen. 

Bereits im Mittelalter wurden warnende Stimmen gegen diesen Ablasshandel laut, die sich aber erst im Zuge der Reformation wirkliches Gehör verschaffen konnten.

Tod mit Goldmünzen

 

Wer sein Ende nahen fühlte, wer sich auf eine große Reise machte, setzte sein Testament auf. Darin wurden oft Stiftungen für Seelenmessen aufgenommen. 

Für uns mag dieses Erkaufen des Seelenheiles heute grob-materialistisch erscheinen, für den mittelalterlichen Bürger war es eine Selbstverständlichkeit.

Der Reiche musste seinen Reichtum für den Weg ins Paradies einsetzen, dem Armen wurden die Leiden in der irdischen Welt im Himmel vergütet.

Der Reiche hatte stets das Wort Christi im Sinn, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als ein Reicher in den Himmel komme, und dem versuchte er zu begegnen, indem er in der Stunde des Todes seinen Reichtum teilte oder der Kirche vermachte, die ihm im Austausch dagegen Fürsprache im Jenseits versprach. 

   Weihwasserbecken, Franziskanerkloster (Kreuzgang)

Armut, Bettler

Schätzungen zufolge waren 80% der Bevölkerung den Armen zuzurechnen, die von irgendeiner Form der Bettelei oder wohltätiger Unterstützung leben mussten. 

Die einzigen Stätten, die sich regelmäßig um die Armen kümmerten, waren Klöster und Krankenhäuser, die dafür einen Teil ihrer Einkünfte aufzuwenden hatten.

 
Noch heute gibt es eine Armenausspeisung an der Pforte (kleines Fensterchen im Kreuzgang) im Franziskanerkloster.

 

Armenausspeisung am Ende des Kreuzganges, Franziskanerkloster

Im Spätmittelalter nahm das Bettlerwesen so überhand, dass sich der Magistrat gezwungen sah, eine Bettlerverordnung zu erlassen.

Es gab Bettler die ihre Almosen direkt vom Magistrat bezogen (erste Notstandsunterstützung!).

Um in den Genuss der Almosen zu kommen, mussten sie nachweislich die Gebete kennen und einmal jährlich beichten gehen, andere Bettler wurden bestimmten Häuserzeilen zugeordnet, und damit sie sich von den fahrenden Bettlern unterschieden, mussten sie ein gelbes Halstuch tragen.

Der Sensenmann verrichtet seine Arbeit.

Nun ist es aber so, dass die Armen kaum schriftliche Zeugnisse ihres Lebens hinterlassen haben, sodass sie für uns heute nur schwer fassbar sind.

Wir hören von ihnen höchstens in den Vermächtnissen der Reichen, die ihnen Stiftungen und Legate aussetzen, um sich eine gute Aufnahme im Jenseits zu sichern. 

Die Armen erfüllten in der mittelalterlichen Gesellschaft dadurch eine wichtige soziale Funktion, indem sie den Reichen erlaubten, sich durch Almosen auf ihre Kosten in das Himmelreich einzukaufen. 

Bis zum Ende des Mittelalters gab es von  der Stadtverwaltung keine Versuche, das Problem der Armut in den Griff zu bekommen. Es gehörte zum guten Ton, die Armen zu verköstigen und ihnen etwas zu vererben.

Bettler erbitten Almosen

 

      

Wien im Mittelalter Index