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Home | Sagen | Das rote Mandl

Das Rote Mandl

Sage - was geschah wirklich? - Sagenhaftes - Geschichte 

Südlich der Freyung lag ein Grundstück, das den Namen "Auf dem Mist" erhalten hatte. Dorthin brachten die Leute ihr gesamtes Gerümpel und luden es einfach innerhalb der Stadtmauern ab.

Gegenüber vom Mistplatz erhob sich auf der anderen Randlage das Gelände zu einem kleinen Hügel, der deshalb die Bezeichnung Auf dem Bühel trug. Dort hatte ein findiger Wirt in einem Kellergewölbe eine gemütliche Gaststube eingerichtet, in der es immer sagenhaft lustig zugegangen sein soll. Vor allem Studenten und Künstler kamen gerne in diesem Lokal zusammen, unterhielten sich über Malerei und Wissenschaft, aber auch über schwarze Magie und Zauberei.

Als eines Abend plötzlich völlig unerwartet der berühmte Doktor Johannes Faust die Treppe herunter kam, wurde er von der versammelten Gesellschaft mit tosendem Applaus begrüßt und bejubelt. Niemand beherrschte die Kunst der Zauberei und Geisterbeschwörung so perfekt wie er. Viele Städte hatte Faust schon bereist, nun war er endlich in Wien zu Besuch. Sogleich wurden Stimmen laut, er möge in der Wirtsstube etwas Spannendes vorführen.

Doch er zog seinen Schlapphut vom Kopf und winkte nur freundlich in die Runde. Dann nahm er auf einem Sessel Platz und ließ die Gäste warten. Sofort eilte der junge Schankbursch herbei, bei dem er einen Wein bestellte. Der Bursche war ziemlich aufgeregt und füllte den bescher randvoll mit Wein, der beim Servieren etwas überschwappte - eine kleine Lacke bildete sich auf der Tischfläche. Da sagte Faust: "Wenn du mit noch einmal so viel des Weines verschüttest, fresse ich dich mit Haut und Haar!"

Das rote Mandl, Opernring Nr. 4

 

Über diese Worte ärgerte sich der Schankbursche. Er nahm aber die Drohung nicht ernst. Als er dem Doktor Faust wieder nachschenkte, goss er absichtlich zu viel Wein in den Becher, so dass die Tischplatte überschwemmt wurde. Da sperrte Faust den Mund weit auf - und der Schankbursch verschwand! Anschließend packte Faust einen Wasserkübel, der immer zum Feuerlöschen bereit stand, und leerte ihn mit einem gewaltigen Zug aus.

Entsetzen ergriff die Anwesenden. Nach einer Schrecksekunde sank der Wirt in die Knie und bat den Doktor inständig, er möge ihm doch wieder den Burschen zurückgeben, denn ohne ihn könne er nicht sein. Da antwortete Faust vollkommen ruhig und gelassen: "Mach die Tür auf und schau zur Stiege!"

Und wirklich, ganz oben beim Eingang saß der arme Bursche, das Löschwasser rann an seinen Kleidern herunter. Er zitterte am ganzen Körper und klapperte mit den Zähnen. Zornig rief er zu Doktor Faust in die Gaststube hinunter: "Mit euch möchte ich nichts mehr zu tun haben. Ihr seid mit dem Teufel im Bunde!" Eilends verließ der Schankbursche das Haus.

"Teufel hin, Teufel her," sprach Doktor Faust, "jeder hüte sich, mir so einzuschenken!" Die Männer in der Runde schauten ziemlich betroffen. Doch bald machte sich wieder eine neugierige Stimmung breit: Sie begannen über den "Gottseibeiuns" - so umschrieben sie den Teufel, um ihn nicht bei seinem Namen nennen zu müssen, zu diskutieren. Jedoch so vorsichtig sie ihre Gespräche begonnen hatten, desto hitziger und laute wurden sie, als es bereits der Mitternachtsstunde zuging.

Plötzlich stand der Geometer und Kupferstecher Augustin Hirschvogel auf und verkündete vor der Versammlung, dass er jetzt den Teufel an die Wand malen werde. Alle lachten laut auf und Hirschvogel holte ein Stück Holzkohle von der Feuerstelle aus der Küche. Gekonnt zeichnete er nun auf der gekalkten weißen Wand einen schlanken jungen Mann: Dieser war äußerst elegant gekleidet, und ein Mantel umflatterte seine Gestalt wie Drachenflügel. Zum Abschluss malte Hirschvogel der Gestalt ein böse grinsendes Gesicht mit herausgestreckter Zunge.

Als die Figur vollendet war, stand Doktor Johannes Faust auf. Mit fester Stimme sprach er: "So jetzt seht ihr den Teufel an der Wand, - ich will ihn euch aber lebendig zeigen!" Abrupt verdunkelte sich der Raum, und wie von Geisterhand bewegte sich plötzlich die Zeichnung an der Wand. Die Kleider des Mannes wechselten allmählich die Farbe von Weiß zu Schmutzig-Rot, die Augen des schrecklich blassen Angesichts leuchteten immer stärker wie höllisches Feuer. Plötzlich erklang ein donnerähnliches Getöse, und die entsetzliche rote Gestalt sprang mitten unter die Gäste.

Da schrien alle vor Angst, Panik machte sich breit. Die Männer stürzten zur Treppe, um schnell diesen Keller des Grauens zu verlassen. Für Doktor Faust aber bedeutete alles einen Riesenspaß. Mit schallender Stimme rief er den Flüchtenden nach: "Man soll den Teufel nicht an die Wand malen!"

Nach diesem unheimlichen Zauberkunststück verließ Doktor Johannes Faust bald wieder die Stadt Wien. Die Gaststube im Kellergewölbe hieß von nun an nicht mehr Am Bühel zum Tiefen Graben, sondern erhielt ein neues Schild mit der Bezeichnung "Zum roten Mandl"-. Die bekannte Redewendung "Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, stammt von dieser Begebenheit, die sich im Jahr 1538 zugetragen haben soll - zumindest wird es so erzählt.

Was geschah wirklich?

Bis in das Jahr 1836 befand sich an dieser Stelle der Freyung auf einem alten Haus ein Geschäftsschild mit der Bezeichnung Zum rothen Mandl, das einen ganz in Rot gehaltenen, schaurig aussehenden Mann.- ein rotes Mandl - zeigte. Die Sage verbindet diese Darstellung des Schildes mit der damals sehr beliebten Geschichte einer Teufelsbeschwörung durch Doktor Faust.

Dieser Mann mit Schlapphut lebte wirklich vor ungefähr 500 Jahren: Es war der deutsche Arzt Georg Faust, der sich aber Doktor Johannes Faust nannte. Er wurde schon zu seinen Lebzeiten durch seine magischen Zauberkunststücke sehr berühmt und als ein Schwarzkünstler bezeichnet. Ob er aber der Stadt Wien einen Besuch abgestattet hat, ist äußerst fraglich.

Augustin Hirschvogel hingegen arbeitete für die Stadt Wien - ein genialer Zeichner, Erfinder und vermesser-. Faust und Hirschvogel sind sich wahrscheinlich sogar begegnet, allerdings nicht in Wien, sondern in einer deutschen Stadt. Hirschvogel kam nämlich erst zu einem Zeitpunkt nach Wien, als Faust bereits einige Jahre tot war.

Sagenhaftes

Doktor Johannes Faust, 1480 - gestorben vor 1540 beschäftigte sich nicht nur mit Medizin, sondern auch mit Astrologie und Magie. Berühmtheit erlangte er durch seine Geister- und Teufelsbeschwörungen. Noch während er lebte, entstanden viele Zaubersagen über ich. Viele Universitätsstädte verweigerten ihm deswegen die Einreise.

Über den angeblichen Besuch von Faust im Jahr 1538 in Wien wird noch eine andere wunderliche Sage erzählt: Faust habe sich bereits vor seiner Ankunft ein Haus in Form eines Triangels bauen lassen, in dem er später auch wohnte. Dieses Doktor Faust Haus soll sich im heutigen 2. Bezirk in der Flossgasse 7 befunden haben, dafür gibt es aber keinen Beweis.

Viel wurde über die unwahrscheinlichen Künste von Faust gerätselt. Manche Menschen vermuten, er hätte mit dem teuflischen Mephistopheles einen Pakt geschlossen. Demnach erfüllt sich zwar sofort jeder Wunsch, den Faust ausspricht, aber nach 24 Jahren verfällt seine Seele dem Teufel.

Bereits 50 Jahre nach dem Tod von Faust erschien ein dickes Buch, in dem alle sagenhaften Geschichten über ihn nachzulesen waren. Viele Dichter verarbeiteten die Mythen über diese schillernde Gestalt zu Theaterstücken. Die weltweit bekannteste Tragödie über Faust schrieb der Dichter Goethe.

Geschichte

Hirschvogel, 1503-1553, stammte wie Faust aus Deutschland, war aber etwa um 20 Jahre jünger. Weil er viele Künste beherrschte, wurde er aus Nürnberg nach Wien berufen. Er konnte nicht nur hervorragend zeichnen, sondern erfand auch Geräte für ein genaues Vermessungswesen. Von ihm stammt aus dem Jahr 1547 der berühmte Rundplan von Wien, dem erstmals eine exakte Vermessung zu Grunde lag.

Im Wien Museum ist der Plan, der auf eine runde Holztafel gemalt und gezeichnet ist ausgestellt. Auch ein Teil der von Hirschvogel erfundenen Messinstrumente zur geometrischen Aufnahme der Stadt sind zu sehen.

März 2006